Branchen-Monitor

Umsatz März 2011

14. April 2011
von Börsenblatt
Ernüchternde Bilanz: Im März sind die Umsätze im Buchhandel zweistellig eingebrochen. Die Sortimenter hoffen jetzt auf das bevorstehende Ostergeschäft.

Dass die Umsatzzahlen für März nicht gut ausfallen würden, damit war zu rechnen. Dass sie aber so sehr in den Keller gehen – nun ja. Ein Minus von 12,9 Prozent beim Barumsatz über die Vertriebswege Sortimentsbuchhandel, E-Commerce und Warenhäuser hat der Branchen-Monitor Buch errechnet, der im Auftrag des Börsenvereins von Media Control GfK International erhoben wird.

Erosion der Umsätze

Eine Erklärung für das schlechte Abschneiden, wenn auch keineswegs eine erschöpfende, liefert der Kalender. Das Osterfest liegt in diesem Jahr viel später als im Jahr zuvor, insofern müsste der April sichtlich besser werden als vor zwölf Monaten. Eine andere Erklärung für die Erosion der Umsätze: Die Kunden leben ihre Kauflust nicht im Buchhandel aus, sondern geben das Geld lieber für andere Dinge aus. Alle Zahlen im Branchen-Monitor sind im März durchweg rot, nicht mal einer einzelnen Editionsform oder einer Warengruppe gelang es, an den Vorjahresumsatz anzuknüpfen.

Hörbücher im Minus

Größter Verlierer bei den Editionsformen waren die Hörbücher, die gut ein Fünftel weniger eingespielt haben als im März 2010. Hard- und Softcover sowie Taschenbücher liegen bei den Verlusten mit minus zwölf beziehungsweise minus 13 Prozent nahezu gleichauf.

Am weitesten bergab ging es für die Kinder- und Jugendbücher, die ihren Vorjahreswert ebenfalls um rund 20 Prozent verfehlt haben. Auch Titel zum Thema Reisen waren mit minus 16 Prozent wesentlich weniger angesagt. Gleiches gilt für die Belletristik, die 13 Prozent verloren hat. Am "besten" schnitten die Sachbücher ab – ihre Einbußen lagen lediglich bei 2,3 Prozent.

Quartalsergebnis durch März gedrückt

Das März-Ergebnis hat die Bilanz des ersten Quartals über alle Vertriebswege hinweg mehr als verhagelt: Mit minus 4,6 Prozent steht nun ein negatives Vorzeichen unter dem Strich. Im Februar konnte noch ein kleines Plus von 0,3 Prozent notiert werden.

Der stationäre Buchhandel für sich betrachtet hatte mit noch schwächeren Zahlen zu kämpfen. Das Minus beim Barumsatz lag bei 14,5 Prozent, der Rechnungsumsatz hingegen verlor lediglich 0,5 Prozent. Bei den Warengruppen ergab sich ein ähnliches Bild wie über alle Absatzkanäle hinweg: Minuszeichen über Minuszeichen. Und weil die beiden ersten Monate im Sortiment schon weitaus bescheidener ausgefallen waren, stellt sich die Drei-Monats-Abrechnung mit minus 6,4 Prozent ebenfalls schlechter dar.

Sachbücher mit erfreulichen Ouartalszahlen

Zum Ende des ersten Quartals haben die Marktforscher von Media Control GfK International die Warengruppe Sachbuch, die in den vergangenen Monaten einen starken Aufschwung erlebt hat, näher beleuchtet. Allein von Januar bis März  erwirtschaftete sie 7,3 Prozent mehr Umsatz als im Vergleichszeitraum. Der Anteil der Sachbücher liegt derzeit bei 10,8 Prozent des Gesamtmarkts. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2010 betrug er noch 8,9 Prozent und hat damit innerhalb von zwölf Monaten fast zwei Prozentpunkte hinzugewonnen.

“Empört Euch!" als Renner

Zu verdanken ist der Höhenflug vor allem Büchern aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Mit einem Anteil von 34,5 Prozent an der Warengruppe fallen sie mit ihrem Plus von 20 Prozent besonders ins Gewicht. Zu der Entwicklung beigetragen haben (Überraschungs-)Bestseller wie die nur 32 Seiten umfassende Streitschrift "Empört Euch!" des französischen Widerstandskämpfers Stéphane Hessel zum Preis von 3,99 Euro. Ullstein hat den am 8. Februar erschienenen Titel nach eigenen Angaben bis Ende März mehr als 300.000-mal an den Handel verkauft. Dieser Erfolg bleibt nicht ohne Konsequenz: Hessels neuer Titel "Engagiert Euch!" soll im Juni direkt mit einer Auflage von 100.000 Exemplaren an den Start gehen (ca. 96 Seiten, 4,99 Euro).

Auf Platz 2 der Top Ten von Januar bis März steht "Deutschland schafft sich ab" (DVA) von Thilo Sarrazin, dann folgt Ranga Yogeshwars "Ach so" (Kiepenheuer & Witsch). Auf Platz 8 hat sich ein Dauerbrenner positioniert: "Der Duden", Band 1 (Bibliographisches Institut).

Lexika und Nachschlagewerke, mit 15,2 Prozent zweitwichtigster Umsatzbringer, verzeichneten einen leichten Rückgang von 0,8 Prozent. Ein zweistelliges Minus von 10,2 Prozent ist für Titel aus dem Bereich Kunst und Literatur aufgelaufen, die 6,2 Prozent zum Gesamt-umsatz der Sachbücher beisteuern. Auf wachsendes Interesse stießen dagegen Bücher zu Musik, Film und Theater, die fast 13 Prozent hinzugewannen – bei einem Marktanteil von 6,7 Prozent.

Christina Schulte