Branchen-Monitor

Umsatz Dezember 2010

14. Januar 2011
von Börsenblatt
Knapp, aber immerhin: Der deutsche Buchhandel schließt das vergangene Jahr mit einem Plus von 0,4 Prozent ab. Im stationären Sortiment fällt die Bilanz allerdings deutlich schlechter aus.

Die Buchbranche hat im vergangenen Jahr nicht wirklich vom Wirtschaftsaufschwung in Deutschland profitieren können. Das belegen die Zahlen des Branchen-Monitors Buch, den Media Control GfK International im Auftrag des Börsenvereins erhebt. Über die Absatzkanäle Sortiment, E-Commerce und Warenhäuser wurde im Vergleich zum Vorjahr lediglich ein hauchdünnes Plus von 0,4 Prozent erzielt. 2009, im Jahr der Krise, gelang dem Buchhandel noch ein Zugewinn von 2,8 Prozent. Zum Vergleich: Für den gesamten Einzelhandel rechnet das Statistische Bundesamt für 2010 mit einem nominalen Zuwachs zwischen 2,5 und 2,7 Prozent, preisbereinigt mit einem Wert zwischen 1,3 Prozent und 1,6 Prozent.

Online-Handel sorgt für positive Bilanz

Dass die Jahresbilanz für den Buchhandel überhaupt positiv ausfällt, ist vor allem dem Erfolg des Internets zu verdanken, wie die Aufschlüsselung nach Vertriebswegen zeigt. Verlierer ist das stationäre Sortiment. Für sich betrachtet hat diese Vertriebsform mit einem Minus von 2,8 Prozent merkliche Einbußen hinnehmen müssen. Im Jahr 2009 hatten es die Sortimenter noch geschafft, ihre Vorjahresumsätze zumindest zu halten.

Für die Standortbuchhändler war das Jahr 2010 ein turbulentes – mit Umsatzschwankungen zwischen minus 7,8 Prozent im Januar und plus 5,3 Prozent im September (siehe Grafik). Die Monate mit einem Minuszeichen waren allerdings in der Mehrzahl – nur im März, August und September zeigte die Umsatzkurve im Sortiment nach oben.

Ausgewogene Bilanz im Schnitt...

Alle Vertriebswege gemeinsam brachten es immerhin auf eine ausgewogene Bilanz: Sechs Monate hatten ein rotes Vorzeichen, sechs Monate ein schwarzes. Doch auch hier gab es große Ausschläge nach oben wie nach unten – die Bandbreite lag zwischen minus 4,1 Prozent und plus 9,1 Prozent.

...trotz schwachem Weihnachtsgeschäft

Selbst das Weihnachtsgeschäft, mit so großen Hoffnungen erwartet,  konnte nicht für einen besseren Jahresausklang sorgen. Im Gegenteil: Die Dezember-Umsätze lagen um fünf Prozent unter dem Vorjahreslevel, im Sortiment gar um 7,3 Prozent. Schnee und Eis hielten viele Kunden vom Weihnachtsbummel in den Städten ab. Auch der Rechnungsumsatz ließ mit minus 6,4 Prozent zu wünschen übrig.

Als Stütze erwiesen sich in den letzten Wochen des Jahres die Sachbücher, die ohnehin einen Boom erlebt haben. Fast 20 Prozent mehr als 2009 spielten sie im Dezember ein (siehe Grafik). Diese Warengruppe war zugleich die einzige, die sich überhaupt nach oben entwickeln konnte. Alle anderen schnitten mit einem Minus ab. Am stärksten getroffen hat es die Segmente Reisen und Belletristik mit einem Verlust von rund zehn Prozent. Kaum besser sah es bei den Ratgebern aus – und auch die erfolgsverwöhnten Kinder- und Jugendbücher verbuchten ein Minus von fünf Prozent.

Die Negativ-Tendenz gilt diesmal ebenso für das Taschenbuch. Im Vergleich zum Dezember 2009 blieben bei dieser Editionsform 6,6 Prozent des Umsatzes auf der Strecke. Bei den Hard- und Softcovern waren es 4,2 Prozent. Auch Hörbücher zählten unter dem Tannenbaum nicht unbedingt zu den Favoriten: Audiobooks blieben fast sieben Prozent hinter ihrem Vorjahreswert zurück.

Belletristik stagniert

Belletristische Bücher haben 2010 auf unverändert hohem Niveau ihre Liebhaber gefunden – trotz der wenig erfreulichen Resultate im Weihnachtsgeschäft. Mit einem Marktanteil von 33,8 Prozent ist die schöngeistige Literatur nach wie vor wichtigster Umsatzträger im gesamten Buchmarkt. Die Einnahmen, die mit diesen Titeln 2010 erzielt wurden, lagen mit 0,1 Prozent nur minimal unter denen des Vorjahres.

Zum Ende des vergangenen Jahres haben die Marktforscher von Media Control GfK International die Warengruppe genauer betrachtet – und die Entwicklung im Jahresverlauf analysiert. Die wichtigsten Segmente und ihre Bewegungen:

Erzählende Literatur hält einen Anteil von 49,7 Prozent an der gesamten Belletristik (siehe Grafik). Für dieses Genre ging es um 5,2 Prozentpunkte nach oben. Das Segment Spannung steuert 27 Prozent aller Belletristik-Umsätze bei. Hier ging die Zahl der Fans 2010 offensichtlich zurück – in der Jahresbilanz steht ein Minus von 4,5 Prozent. Science-Fiction und Fantasy stellen mittlerweile 8,1 Prozent der Belletristik-Umsätze – hier kletterten die Einnahmen 2010 um beachtliche 6,6 Prozent.

Die größte Veränderung gab es mit minus 31,9 Prozent bei den Zweisprachigen Ausgaben. Das fällt allerdings kaum ins Gewicht, da ihr Marktanteil innerhalb der Warengruppe nur bei 0,8 Prozent liegt.

Bestverkauftes Buch war in den vergangenen zwölf Monaten "Hummeldumm" von Tommy Jaud (Scherz). Auf den Plätzen 2 bis 4 folgen "Verblendung", "Vergebung" und "Verdammnis", allesamt aus der Feder von Stieg Larsson (Heyne). Platz 5 geht an "Sturz der Titanen" von Ken Follett (Bastei Lübbe).

Österreich gewinnt

Erneuter Erfolg für die Buchhändler in Österreich: Im Dreiländervergleich mit Deutschland und der Schweiz hatten sie auch 2010 bei der Umsatzentwicklung die Nase vorn. Via E-Commerce und Sortimentsbuchhandel (der Absatzkanal Warenhaus ist in der länderübergreifenden Auswertung nicht erfasst) erwirtschafteten die Unternehmer in der Alpenrepublik ein Umsatzplus von 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Nachbar Schweiz hingegen hat an einem Minus von 2,8 Prozent zu knabbern – hier machen sich sinkende Buchpreise durch den schwachen Euro und die heftige Wettbewerbssituation ohne Preisbindung bemerkbar. In Deutschland sieht es etwas besser aus: Plus 0,5 Prozent lautet die Zahl im Dreiländervergleich. Im gesamten deutschsprachigen Raum kommt der Buchhandel somit auf eine Umsatzveränderung von plus 0,4 Prozent.

Der Preisverfall in der Schweiz zeigt sich auch beim Blick auf die Editionsformen: Mit Taschenbüchern wurden dort 4,4 Prozent weniger eingenommen, Hard- und Softcover blieben 2,1 Prozent, Audiobooks sogar 8,2 Prozent unter Vorjahresniveau.

Den größten Sprung nach oben machten die Sachbücher – in Österreich kletterte ihr Umsatz um 11,2 Prozent, in Deutschland um 14,4 Prozent. Anders in der Schweiz: Dort war dieses Genre weniger gefragt und verlor 2,7 Prozent. Im Übrigen schaffte es in der Schweiz keine einzige Warengruppe besser abzuschneiden als im Vorjahr (siehe Grafik).

Christina Schulte