Gefragt nach ihrem Werdegang, waren sich alle drei in einem Punkt einig: Die Liebe zum Buch hat sie in die Branche geführt. Für Marquardt und Andrews ebnete die Buchhändlerausbildung den weiteren Weg ins Berufsleben. Dabei setzen beide auf Praxisnähe und das Sammeln von möglichst vielen Erfahrungen, sei es durch viele Praktika oder einen Auslandsaufenthalt in Kanada, an den Andrews noch heute gerne zurückdenkt. Am Rande der Zivilisation hat er Menschen getroffen, die nicht der Bestsellerliste gefolgt sind, sondern zurück zu den Klassikern gefunden haben.
Ein Studium sei zwar nicht so wichtig wie die praktischen Erfahrungen, wird aber dennoch von allen dreien empfohlen.
So startete Roggenkamp, der ursprünglich aus einer Buchhändlerfamilie stammt, seine Karriere nicht klassisch im Buchladen um die Ecke sondern mit einem Studium. Zurück in die Lehre hat es ihn danach dennoch verschlagen.
Was Marketing und Vertrieb alles leisten können und wie vielfältig die Möglichkeiten sind berichten die drei im Anschluss. „Marketing und Vertrieb, das ist wie Skispringen; das Marketing ist die Schanze und der Vertrieb das Fliegen“, so Andrews. Marketing soll immer die Voraussetzungen schaffen, die dem Vertrieb zum Absprung verhelfen. Und dabei geht es nicht um immer dieselbe Anfängerpiste sondern eher um eine Vier-Schanzen-Tournee, denn jedes Buch ist anders. Da erwartet man nichts Böses wie Roggenkamp zu berichten weiß und eine einfache Leseexemplaraktion spült zahlreiche begeisterte E-Mails in den Verlag. So geschehen bei einem vor einigen Jahren noch unbekannten Krimiautoren namens Jussi Adler-Olsen.
Marketing muss vor allem eins sein: Kreativ. Marquardt erklärt wie durch Trans-Media-Story-Telling eine Menge erreicht werden kann. Das Konzept: Ein Kosmos, in dessen Mittelpunkt das Buch steht und rundherum die unterschiedlichsten Möglichkeiten es zu bewerben. Zum Beispiel Alternate Reality Games (ARG) bei dem Blogger Zugangscodes zu Spielen rund um ein Buch erhalten und das nicht selten in Form von Pizzen oder Schafsschädeln, die vor der Haustür deponiert werden.
Manch eine Anzeigenkampagne wird neidvoll erblassen neben dem Konzept „Guerilla-Gardening“ bei dem eigens dafür entworfene „Samenbomben“ in Gestalt von Bällen aus Torf, Samen und Dünger an alle verteilt werden, die einen spontanen Anschlag auf die grauen Asphaltwege ihrer Stadt wagen wollen.
Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt und das Berufsfeld mehr als verlockend. Doch wie schafft man den Sprung? Auch hier gibt es abschließend ein paar Tipps: Immer aufs Herz und auf den Bauch hören, sich selbst treu bleiben und auch mal Rückschläge einstecken können. Dann steht dem Traumjob nichts mehr im Wege.