Buchwissenschaftler fragen Branchenköpfe

Fünf Fragen an Claudia Paul

15. Dezember 2010
von Börsenblatt
Claudia Paul, Leiterin des Referats Presse und Information im Börsenverein, hielt im Rahmen der Vortragsreihe "Das Buch in den Medien" an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gestern einen Vortrag über die Pressearbeit des Börsenvereins. Die Buchwissenschaftsstudenten fragten nach.
Frau Paul, nach Ihrem Studium arbeiteten Sie zunächst in der Öffentlichkeitsarbeit für die BASF AG und anschließend sieben Jahre als Journalistin für die Rheinpfalz. Warum wollten Sie dann die Buchbranche als Pressesprecherin vertreten?
Claudia Paul: Das Buch ist ein wunderbares Thema. Gerade wenn man mit Büchern zu tun hat, ist meine Arbeit die schönste, die ich mir vorstellen kann.

 

Was gehört zu Ihren Aufgaben als Pressesprecherin des Börsenvereins?
Paul:
Bei mir in der Pressestelle laufen alle Informationen zur externen Kommunikation des Börsenvereins zusammen. Wir geben so für die gesamte Buchbranche mit einer Stimme Pressemeldungen zu Themen wie Buchpreisbindung, Urheberrecht oder Mehrwertsteuersatz auf E-Books heraus. Der Börsenverein sieht das Buch aber nicht nur als Ware, sondern auch als Kulturgut. Das spiegelt sich ebenfalls in der Pressearbeit wieder, zum Beispiel mit Presseaktionen zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels oder Leseförderungsprojekten.

 

Ein weiteres Kulturprojekt ist der Deutsche Buchpreis. Vor fünf Jahren rief der Börsenverein den heute sehr bekannten Preis ins Leben, der rund um die Frankfurter Buchmesse stark in den Medien diskutiert wird. Welche Ziele hatten Sie sich bei der Pressearbeit gesetzt?
Paul:
Von allen unseren Projekten ist der Deutsche Buchpreis das medial erfolgreichste Projekt. Unser Ziel war es, in die heute-Nachrichten und die Tagesschau zu kommen. Das ist uns gleich mit der ersten Preisverleihung gelungen. Seit der Einführung des Deutschen Buchpreises beobachten wir eine intensivere Diskussion über die Gegenwartsliteratur. Mit dem Preis hat der Börsenverein eine größere Aufmerksamkeit für die Literatur geschaffen und genau das wollten wir erreichen. 

Als Verband geben Sie zu zentralen Themen der Buchbranche Analysen heraus, bisher aber nicht zum Thema E-Book. Ist das nicht auch für den Börsenverein ein wichtiges Thema?
Paul:
Bisher sind keine Studien von unabhängigen Forschungseinrichtungen erschienen. Wir planen daher eine solche Analyse für das kommende Jahr. Von Seiten der Presse gibt es dann sicherlich eine ganz, ganz große Nachfrage.

Seit gut zehn Jahren haben die Feuilletons immer wieder das Ende des gedruckten Buches beschworen. Wie beurteilen Sie als Pressesprecherin der Buchbranche die Berichterstattung? Setzen Sie gezielte Pressearbeit gegen die Meinung?

Paul: Gerade zur letzten Buchmesse haben wir eine gezielte Aktion zum Thema E-Book und Digitalisierung durchgeführt. Wir wollten damit die überwiegend negative Berichterstattung enddramatisieren. Sowohl auf der Eröffnungsveranstaltung der Messe wie auch in Pressemeldungen haben wir das Thema E-Book lanciert und Forderungen der Branche wie zum Beispiel den verringerten Mehrwertsteuersatz aufgegriffen. Zudem luden wir Journalisten zu einer Presseveranstaltung mit dem Titel „Strategisch und nachhaltig: Die deutsche Buchbranche und die digitale Entwicklung“ ein, bei der der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, Alexander Skipis, sowie Verlags- und Zwischenbuchhandelsvertreter der Presse für Fragen bereit standen. Im Anschluss an die Messe konnte man in der Presse eine Veränderung sehen, denn das E-Book sahen die Journalisten jetzt als „interessantes, zusätzliches Medium der Zukunft“ (FAS, 10. Oktober 2010) an. Dieses Urteil fast mein Ziel der Pressearbeit zusammen.

 

Interview: Elisabeth Böker