Großbritannien

Massive Sparwelle trifft britische Bibliotheken – und Verlage

15. Dezember 2010
von Börsenblatt
Mit einem drastischen Sparpaket will die britische Regierung aus den konservativen Tories und den Liberaldemokraten das Rekorddefizit des Königsreichs in den Griff bekommen. Besonders gravierend werden die Einschnitte im Kulturbereich sein. Das hat Konsequenzen – auch für deutsche Fachverlage.  

Gut sechs Milliarden Pfund (ca. 7,1 Milliarden Euro) Einsparungen umfasst der Notfallplan von Schatzkanzler George Osborne. Die Folge: Fast eine halbe Million Stellen könnten allein in den Bibliotheken wegfallen. Auch beim Budget für Neuanschaffungen wird wohl deutlich gespart werden.

Dazu wird die Zahl der Bibliotheken reduziert. Laut dem Fachmagazin "The Bookseller" könnten in manchen Regionen die Hälfte der Büchereien schließen. 25 lokale Behörden haben Ende November schon deutliche Sparmaßnahmen angekündigt. 

Deutsche Fachverlage verhandeln  

Britische Verlage sind nicht die einzigen, die darunter leiden, auch manche deutsche Verlage spüren die Auswirkungen der Sparwelle – etwa die auf Medizin und Naturwissenschaft spezialisierte Thieme-Gruppe.  Guido F. Herrmann, Verlagsleiter von Thieme Chemistry, dazu: "Auch wir bekommen den Kürzungszwang der British Library bei seinen internationalen Titeln zu spüren."

Derzeit verhandele Thieme mit den Verantwortlichen, welche Möglichkeiten es dennoch geben könnte – für Wissenschaftler den Zugang zu Inhalten sicherzustellen. "Besorgniserregend an der britischen Entwicklung ist vor allem, dass sie kein Einzelfall bleiben könnte, sondern weitere Bibliotheken in anderen Ländern folgen." 

Springer Science+Business Media, ebenfalls weltweit aktiv, hat damit bereits Erfahrungen. Dass Großbritannien für das Unternehmen nun zur Gefahrenzone werden könnte, damit ist aber nicht rechnen. „Einen Rückgang am britischen Markt bemerken wir nicht, auch wenn das Wachstum dort langsamer verläuft als erhofft", so Eric Merkel-Sobotta, Executive Vice President Corporate Communications des Unternehmens. Dennoch: Die Verhandlungen würden schwieriger. "Das, was in den USA vor einigen Jahren passiert ist, kommt jetzt auch nach Europa.“