Bahnhofsbuchhandel

Zügig verkaufen

9. Dezember 2010
von Börsenblatt
Pendler haben meist gar keine Zeit – nur dann, wenn sie unerwartet geschenkt wird. Weil eine Bahn ausfällt oder 15 bis 20 Minuten Verspätung hat. Ein Bahnhof, Ort völlig egal, gewinnt dann durch eine gut sortierte Buchhandlung gleich 100 Sympathiepunkte hinzu. Ein Blick in erfolgreiche Bahnhofsbuchhandlungen zeigt unsere Bildergalerie.
Die Ladeneinrichtung und ihr Kundenleitsystem sollten zu Regalen führen, bei denen man innerhalb der fünf Minuten Zugverspätung eine Zeitschrift auswählen kann – idealerweise bis dato unbekannte, die aber aus den Regalmetern mit einem tollen Cover herausblitzt. Die darf dann nicht zu hoch liegen, muss leicht zu greifen sein, und nicht unter anderen Heften vergraben.
Ideal, wenn der Kunde Heft samt Kaffee mit einem Fünfeuroschein bezahlen kann ... ohne trippelnd (Zug fährt ein) auf das Wechselgeld zu warten. 

Bei 15 bis 20 Minuten Verspätung darf es ein wenig mehr Anregung sein ... Aber auch dann muss man von der (breiten) Eingangstür aus sehen, ob hinten links ein Spieleregal mit Mitbringseln steht, ob gleich vorne eine Viertelstunde am Tisch mit den historischen Romanen zu verbringen lohnt oder ob mittels der 15 Minuten bei den psychologischen Ratgebern die Weichen für die nächsten 20 Jahre gestellt werden sollen.

Wenn die 15 Minuten dafür nicht reichen, weiß man zumindest, wohin der Kunde bei der abendlichen Rückkehr zum gleichen Bahnhof hinsteuern wird: In die Buchhandlung, wo morgens schon mal neugierig geschaut wurde, zum Kauf entschlossen.  

 

Im Umkehrschluss bedeutet das: Kunden meiden Bahnhöfe, die an Kaffee, Zeitschriften oder Bücher für gestrandete Reisende sparen. Das sollte ein hinreichendes Argument für die Pachtverhandlungen sein.