Interview

"Den besten Vorleser hatte ich zu Hause"

1. Dezember 2010
von Börsenblatt
Er hat gerade sein zweites Kinderhörbuch „Brunos Weihnachten” veröffentlicht (ZYX Music). Seit Donnerstag ist die deutsch-tschechisch-österreichische Co-Produktion "Habermann" mit ihm in der Hauptrolle zu sehen: boersenblatt.net sprach mit Ben Becker über seine Liebe zum Vorlesen.  
Erinnern Sie sich an Ihr allererstes Hörbuch?
Das ist lange, lange her. Ich glaube, das war noch während der Schauspielschule, um mir ein wenig Geld zu verdienen.   

Ihr Bass betört so oder so. Bereiten Sie sich trotzdem gründlich vor, bevor Sie ins Studio gehen?
Ja, klar. Es macht einfach mehr Spaß, wenn man weiß, um was es geht.  Im Fall von „Bruno“ ist es natürlich anders, da kenne ich die Texte in- und auswendig. Aber es ist trotzdem nicht einfach.

Sie haben nicht nur den Text geschrieben, sondern „Brunos Weihnachten und Halali“ als Hörspiel inszeniert.
Eine herrliche Arbeit. Ich mache auch die Geräusche, die Hintergrundsounds – laufe durchs Studio und so. Ich bemühe mich, möglichst wenig Geräusche aus der Retorte zu verwenden. So kann ich meiner Fantasie freien Lauf lassen, Bilder umsetzen, die ich im Kopf habe.

Sie selbst sprechen den Erzähler. Mit dabei ist auch Ihre Tochter Lilith. Und, eine echte Überraschung, Vicky Leandros.  
Ich lasse mich gerne überraschen und ich überrasche auch gerne andere. Ich bin sehr Stolz, Vicky als Gaststar gewonnen zu haben. Gemeinsam mit meiner Tochter singen wir „O Tannenbaum“.

Das Hörbuch ist vergleichsweise unglamourös, Ben Becker steht aber doch eher für die großen Projekte. Wie geht das zusammen?
Vom Glamour-Faktor mache ich meine Projekte nun wirklich nicht abhängig. Außerdem geht es für mich vom Studio aus nicht selten auf die Bühne. „Berlin - Alexanderplatz“ zum Beispiel, das hat sich wahnsinnig entwickelt. Es gibt Musik, Geräusche, mittlerweile stehen wir zu dritt auf der Bühne. Das würde ich glatt gern noch mal in dieser neuen Form aufnehmen.

Was möchten sie unbedingt noch fürs Hörbuch lesen?

Oh, eine ganze Menge. Joseph Conrad zum Beispiel. Ober „Moby Dick“, aber der liegt, wie vieles andere, das mir gefallen würde, ja schon vor.

Apropos „Moby Dick“. Für diese Aufnahme hat Christian Brückner sehr viele Lorbeeren geerntet. Gehört er zu Ihren Vorbildern?
Ja. Den Brückner finde ich sehr gut. Und ein paar andere auch noch. Aber den besten Vorleser hatte ich ja zu Hause - meinen Ziehvater Otto Sander. Der hat mir übrigens als Kind „Moby Dick“ vorgelesen, jeden Abend zwei Kapitel.

Stehen trotzdem interessante Hörbuch-Projekte an?
Es gibt Überlegungen, eine Hörbuchedition Ben Becker ins Leben zu rufen. Da hätte ich Freude dran.  
Aber noch ist nichts spruchreif.

Hörbücher oder Vorlesen? Wie sieht es in Ihrer Familie aus?
Meine Tochter hat richtig viele Hörbücher gehört und natürlich habe ich ihr auch vorgelesen. In letzter Zeit liest sie lieber selber.