Buchwissenschaftler fragen Branchenköpfe

Fünf Fragen an Sven Fund und Katrin Siems

24. November 2010
von Börsenblatt
Sven Fund, Geschäftsführer des Wissenschaftsverlags Walter De Gruyter, und seine Kollegin Katrin Siems hielten im Rahmen der Vortragsreihe "Das Buch in den Medien" der Fachschaft Buchwissenschaft am Institut für Buchwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gestern einen Vortrag zum Thema Digitalisierung. Die Buchwissenschaftsstudenten fragten nach.
Herr Fund, wer kauft ihre E-Books und in welcher Form?
Unsere Hauptabnehmer im Bereich E-Books sind Bibliotheken, außerdem zählen andere wissenschaftliche Institutionen und private Endkunden zu unseren Käufern. Das Standardformat unserer E-Books sind pdf-Dateien; wir planen aber, zukünftig auch andere Formate anzubieten. Alle Titel haben eine ISBN und sind im VLB nachgewiesen. Beim Kauf kann man wählen zwischen individuell ausgewählten Einzeltiteln oder „Best of“-Paketen. Letztere sind vor allem für die Bibliotheken attraktiv, denn sie enthalten von Wissenschaftlern für ein jeweiliges Fachgebiet zusammengestellte Titel.

 

Frau Siems, wie kam es zur Idee ihres Projektes „De Gruyter e-dition“?
Die Backlist unseres Verlags und seiner Vorgängerverlage umfasst 50.000 Titel. Wir haben uns gefragt, wie man diese Bücher digitalisieren kann, ohne sich damit in den wirtschaftlichen Ruin zu treiben. Die Lösung ist einfach: Wir bieten alle Titel als Print- und/oder digitale Ausgabe an, aufbereitet wird jedoch nur, was der Kunde tatsächlich bestellt. Das heißt, wir digitalisieren immer nur eine überschaubare Anzahl an Büchern. Auf lange Sicht wird so jedoch die gesamte Backlist als E-Book verfügbar sein.

 

Wie wurde das Projekt von ihren Kunden angenommen?
Sehr gut. Das Projekt startete im März 2010 und bis jetzt wurden bereits 1800 Titel bestellt. Mit einem so großen Erfolg haben wir nicht gerechnet, vor allem da in den ersten Wochen nur wenige Bestellungen kamen, dann stieg die Nachfrage jedoch sprunghaft an und seitdem gehört die Aufbereitung zum festen Aufgabenbereich des Verlags.

 

Herr Fund, wie viel sollte ein E-Book ihrer Meinung nach, im Vergleich zur Printausgabe eines Buches, kosten?
Ich höre oft, dass das E-Book deutlich günstiger sein müsse als die Printausgabe. Meiner Meinung nach gibt es jedoch keinen Grund zu dieser Annahme, denn die Kalkulation ergibt, dass die Produkt- und Erlöskosten für das E-Book verglichen mit dem gedruckte Buch fast gleich hoch sind. Daher ist ein Preis für beide Ausgaben in gleicher Höhe durchaus gerechtfertigt.

 

Wie hoch ist der Umsatzanteil der E-Books in ihrem Verlag?
Für das laufende Geschäftsjahr machen Digitalausgaben einen Anteil von 30 Prozent unseres Verlagsumsatzes aus. Davon wiederum werden ca. 70 Prozent durch den Absatz von "Best of“-Paketen erzielt. Bei den Backlisttiteln aus der "De Gruyter e-dition“ liegt der Anteil an Bestellungen in Form von E-Books etwas niedriger, nämlich bei 25 Prozent.