Interview

Nina Hugendubel: "Online-Umsatz in Richtung Flaggschiff-Filiale"

18. November 2010
von Börsenblatt
Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft hat Hugendubel seinen Online-Auftritt erneuert und ausgebaut.Die geschäftsführende Gesellschafterin Nina Hugendubel über Hintergründe und Ziele.

Was wollen Sie mit dem neuen Webauftritt erreichen?Ein stärkerer Fokus auf den Online-Vertrieb – das war unser vorrangiges Ziel. Diese Ausrichtung gab es bei Hugendubel nicht immer so: Als wir den Internet-Auftritt vor fast zehn Jahren begründet haben, stand eher der Kundenservice im Vordergrund, weniger der Buchverkauf. Ein weiteres Ziel war, dass wir unsere technische Plattform auf Vordermann bringen wollten. Da waren wir in den vergangenen Jahren nicht ganz vergleichbar mit unseren Wettbewerbern, weil wir den Schwerpunkt unserer Aktivitäten auf Investitionen in die Filialen gelegt haben.

Wie soll sich der Relauch beim Umsatz bemerkbar machen?Wir rechnen mit deutlich höheren Umsätzen als in den vergangenen Jahren. Bisher fuhren wir mit dem Onlinegeschäft den Umsatz einer mittelgroßen Filiale ein. Jetzt wollen wir die Einnahmen in Richtung einer Flaggschiff-Filiale ausbauen.

Was erwarten Sie vom Weihnachtsgeschäft bei Hugendubel?Im Vergleich zum Vorjahr werden wir voraussichtlich einen deutlichen Sprung machen. Sowohl online als auch offline geben wir im Marketing nochmal richtig Gas. Im Internet starten die Aktionen jetzt, im Sortiment Ende November.

Was sind wesentliche Features, die sich mit dem Relaunch verändert haben?Wir haben die Technik völlig neu aufgesetzt und in eine leistungsfähige Suche investiert – ein wesentlicher Erfolgsfaktor im Netz. Kunden finden jetzt zusätzliche Sortimente, wie etwa Musik-CDs, DVDs, Spielwaren oder Elektronikartikel. Zudem bieten wir mehr Service: vielfältigere Zahlungsmöglichkeiten etwa oder einen Geschenkefinder. Besucher auf hugendubel.de finden Videotrailer, Lese- und Hörproben sowie persönliche Buchtipps von Mitarbeitern aus unseren Filialen. Alles, was momentan State of the Art ist, bieten wir auch an. So kann sich der Kunde auch im Internet optimal beraten lassen.

Auch ein Gebrauchtbuch-Markt ist hinzugekommen ...Wir wissen aus dem Sortimentsgeschäft, wie oft nach vergriffenen Büchern gefragt wird. Bisher haben wir auf das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher verwiesen. Jetzt können wir Kunden auf unseren eigenen Dienst leiten. In Ko­operation mit Booklooker bieten wir 18 Millionen Gebrauchtbücher an.

Auf der Site gibt es viele rabattierte Bücher. Setzt Hugendubel jetzt auf den Niedrigpreis-Markt – wie die Schwester Weltbild?Nein, das nicht. Trotzdem ist es wichtig, dem Kunden zu zeigen, wo er sparen kann. Hugendubel hatte immer den Ruf, eine "teure Apotheke" zu sein. Da ergänzen rabattierte Preise unser sonstiges Preismarketing sehr gut.

Was hat Hugendubel im Online-Bereich selbst in der Hand, und was bestimmt Weltbild? Hugendubel bestimmt sein Online-Geschäft selbst. Wir können auf Waren und Know-how von Weltbild zurückgreifen und das nutzen, was am besten zu uns passt. Jeder wählt sein Angebot so aus, wie es zu seiner Marke passt.

Fließen die Einnahmen aus dem Online-Geschäft auch Weltbild zu?Die Einnahmen aus hugendubel.de fließen direkt Hugendubel zu.

Seit Kurzem liefern Sie portofrei, wenn die Bestellung ein Buch enthält. Wirkt das?Wir haben schon vorher in Aktionszeiträumen wie zum Beispiel vor Ostern oder Weihnachten portofrei geliefert. Das hatte einen deutlichen Einfluss auf den Umsatz. Mit dem neuen Web-Auftritt haben wir die versandkostenfreie Lieferung auf das gesamte Jahr ausgeweitet. Es ist jetzt noch zu früh, um zu den Umsatzeffekten etwas zu sagen.

Wie hoch war das Budget für den Relaunch?Wir haben uns keine strengen Vorgaben gemacht. Wir wollten das tun, was notwendig ist, um uns auf den neuesten Stand zu bringen. Eine Bilanz ziehen wir am Ende des Jahres. Ganz billig war der Relaunch sicherlich nicht.

Wie sieht Ihr Online-Team aus?
Hinter hugendubel.de steckt eine eigene Abteilung mit sechs Mitarbeitern: zwei im Online-Marketing, zwei in der Programmplanung, eine Leitung und ein Mitarbeiter als Schnittstelle zum sta­tionären Geschäft.