Umfrage

Keine Chance auf große Namen?

11. November 2010
von Börsenblatt
Haben unabhängige Verlage zwangsläufig das Nachsehen, wenn Agenten im Rechtepoker große Konzerne an der Angel haben? Boersenblatt.net hat bei fünf Publikumsverlagen nachgefragt.

"Nein. Wieso? Und was bedeutet unabhängig? Sind Verlage wie Fischer, Rowohlt, Kiepenheuer & Witsch oder Luchterhand 'abhängig'? Wenn wir abhängig sind, dann vom Markt – auch vom internationalen Rechtemarkt. Und von diesem sind alle anderen Verlage, wie Lübbe oder Suhrkamp, im selben Maße abhängig. Entscheidender ist beim Erwerb teurer Rechte, neben dem literarischen Ruf eines Hauses, die Größe und Kapitalstärke eines Verlags, egal ob 'unabhängig' oder 'abhängig'."
    Helge Malchow, Kiepenheuer & Witsch

"Nicht jedem Agenten geht es in diesen Tagen wirtschaftlich gut. So manche Agentur versucht, mit lancierten Verlagswechseln renommierter Autoren Geld zu verdienen. Wenn das gelingt, ist das für die Hausverlage immer schmerzhaft. Tragisch ist es, wenn - wie so häufig - auch der Autor und sein Werk darunter leiden."
    Tom Kraushaar, Klett-Cotta

"Als unabhängiger Verlag mit thematischem Schwerpunkt liegt die Gefährdung für mare nicht in erster Linie darin, durch Agenturen nicht an die großen Namen heranzukommen. Viel gefährlicher (und frustrierender) ist es, wenn der Verlag Autoren, die er mit ein, zwei Büchern aufgebaut hat, durch umtriebige Agenten an größere Verlage verliert."
    Nikolaus Gelpke, Mare Buchverlag

"Als inhabergeführtem Haus ist es uns gelungen, große Autorennamen aufzubauen - teils mit tatkräftiger Unterstützung von Agenten, teils dank eigenem Spürsinn. Und: wichtiger als hohe Garantien sind vielen Autoren, die oft mitreden und mitentscheiden dürfen, durchdachte Vermarktungsstrategien und persönliches Herzblut bei den Verlagsverantwortlichen. Deshalb: von unserer Seite an dieser Stelle kein Agenten-Bashing."
    Klaus Kluge, Lübbe

"Die Gefahr besteht sicher und kann in dem Maße noch wachsen, in dem Breitwandmarketing und die Macht der Buchhandelsketten den Kostendruck auf die Verlage noch erhöhen. Aber nicht allen großen Autoren geht es nur um Vorschüsse und Marketingversprechen, sondern auch um ihr Werk, die Qualität und Seriosität des Programms, die Qualität der Betreuung und der Produktion, auch um die „Philosophie“ eines Verlages. Leidenschaft und eine gute Kommunikation mit den Autoren sind auch wichtig, Verlage wie C.H. Beck und Hanser brauchen sich da nicht zu verstecken."
    Martin Hielscher, C. H. Beck