Edition Eichthal

Töpfer designt Tellkamp

2. November 2010
von Börsenblatt
Noch Geheimtipp: Bestsellerautor Uwe Tellkamp hat mit „Die Uhr“ einen neuen Text vorgelegt, der von Kookbooks-Mastermind Andreas Töpfer atemberaubend schön zwischen Buchdeckel gebracht wurde. Die deutschlandweit einzige Lesung dazu gibt es am 3. November in der Uhrenstadt Glashütte.
Gut möglich, dass es schon dickleibige Doktorarbeiten zum Uhren-Motiv im Werk Uwe Tellkamps gibt. Denn da tickt es gewaltig: Vom Klagenfurt-Text „Der Schlaf in den Uhren“ (2004) bis zum „Turm“ (Suhrkamp 2008), in dessen Ouvertüre fast zwei Dutzend Zeitmesser aufgeboten werden. Für Verleger Jens Uwe Jess, der in seiner kleinen Edition Eichthal (Eckernförde) Künstlerbücher und bibliophile Pessendrucke von Autoren wie Günter Kunert, Jochen Missfeldt oder Feridun Zaimoglu herausbringt, Grund genug, den Autor mit familiären Wurzeln im Uhrmacher-Handwerk um einen Uhren-Text zu bitten. Als das Projekt vor anderthalb Jahren vereinbart wurde („Sie kriegen den Text in vier Wochen“), war an eine auf 100 Exemplare limitierte Luxusausgabe gedacht. Tellkamp war es, der für  Buchgestaltung und Illustration den Berliner Andreas Töpfer ins Spiel brachte – jenen Grafik-Designer, der seit Jahren auch für die Umsetzung sämtlicher Kookbooks-Titel verantwortlich zeichnet.

Die Zusammenarbeit von Bestseller-Autor und Ausnahme-Gestalter entwickelte sich so fruchtbar, dass sich Jess erstmals in seiner Verlegerlaufbahn dazu entschloss, parallel zum limitierten Künstlerbuch eine Buchhandelsausgabe auf den Markt zu bringen: „Warum soll man nicht mal ein bibliophiles Buch für 19.80 Euro machen?“ Seit vier Wochen ist die 3000er Auflage des Kleinods zu haben: 24 Miniaturen Tellkamps, 12 Tag- und 12 Nachtstücke, die Technik, Präzision und Schönheit feiern, dazu ganzseitige Vektorgrafiken von Töpfer auf Transparentpapier, das Ganze zwischen goldgeprägten Deckeln. Derzeit ist „Die Uhr“ noch ein Geheimtipp, doch schon jetzt kommen sie in Eckernförde mit dem Päckchenpacken kaum nach. „In der kommenden Woche“, hofft der Verleger, „wird das Buch auch über Libri und KNV zu beziehen sein.“

Für die Buchpremiere haben sich Autor und Verlag einen ganz besonderen Coup ausgedacht: Die deutschlandweit wohl einzige Lesung wird es morgen in der Uhrenmanufaktur im Sächsischen Glashütte geben. Dort sorgt man sich inzwischen um Zusatzbestuhlung – die Tickets waren in der 7.000-Einwohner-Gemeinde binnen Tagen ausverkauft.