Mobilität lautet eines der Versprechen, mit denen uns E-Reader-Produzenten das Kaufen und Lesen von elektronischen Büchern schmackhaft machen wollen. Mit einem achtbaren Erfolg, wie man in den USA sieht. Doch das elektronische Lesen spielt sich – ebenso wie die Lektüre gedruckter Bücher – nicht im luftleeren Raum ab, sondern in der Gemeinschaft, in der "Community". Dort tauscht man nicht nur Meinungen aus, sondern auch Inhalte. Jüngere E-Reader-Konzepte wie der Nook von Barnes & Noble haben daher von vornherein das Verleihen gekaufter E-Books an Freunde und Bekannte vorgesehen. Nun will Amazon nachziehen und das befristete Verleihen von gekauften Titeln ermöglichen. Damit tritt neben die individuelle Mobilität, die dem E-Book-Käufer Lesen überall erlaubt, die soziale Mobilität, die zum Mitlesen einlädt.
Der Service Onleihe, an dem in Deutschland, Österreich und der Schweiz bereits 175 öffentliche Büchereien teilnehmen, geht einen deutlichen Schritt weiter. Er hat ein E-Book-Leihmodell entwickelt, das dem klassischen Bibliothekssystem sehr nahekommt. 660 .000 entliehene Titel sind ein starkes Indiz dafür, dass ein solcher Dienst gebraucht wird. Er trägt dazu bei, dass qualitätsgeprüfte, nicht raubkopierte E-Books auch von Zielgruppen gelesen werden, die Buchhandlungen nie oder selten betreten. Zudem können digitale Bücher auf diese Weise ihre Reichweite steigern und den Kauf der entliehenen Bücher stimulieren – was Verlagen und Buchhandlungen nur recht sein kann.