Kunstbuch / Nebenmärkte

"Es darf nicht alles Mainstream werden"

28. Oktober 2010
von Börsenblatt
Der Wittener Fachhändler Boesner ist Marktführer für Künstlermaterialien – und Vertriebspartner für Kunstbuchverlage. In den knapp 30 deutschen Filialen gehen nicht nur Ratgeber rund um die Malerei, sondern auch hochpreisige Kunstmonografien über die Ladentheke. Ein Interview mit Martina Kalbe, Mitglied der Geschäftsleitung. 

Als Spezialist für Künstlerbedarf leistet sich Boesner auch gut gefüllte Kunstbuchregale. Warum?

Kalbe: Weil wir alles anbieten möchten, was Kunstschaffende und Kunstinteressierte benötigen. Und da gehören neben Pinsel, Farbe und vielen anderen Materialien eben auch Bücher dazu.

In Ihren großen Häusern, etwa in Berlin und Frankfurt, stehen mehr als 2.000 Titel in den Regalen. Spielen kunstpraktische Bücher die Hauptrolle?

Kalbe: Ja, denn natürlich suchen unsere Kunden genau das: Hilfestellung bei künstlerischen Techniken, mit denen sie arbeiten. Aber daneben haben wir auch ausgesprochen viele Kunstbücher für Kinder, die stark nachgefragt werden. Und ebenso Monografien oder auch Museumskataloge, wenn gerade in der Region eine wichtige Ausstellung zu sehen ist. Das entscheiden die einzelnen Filialen individuell. Unsere Buchabteilungen werden von gelernten Buchhändlern betreut – oder zumindest von Kollegen, die sich in das Thema Buch eingearbeitet haben.

Beim Künstlerbedarf werben Sie sehr offensiv damit, dass Sie das Material besonders günstig anbieten. Sind die Kunden da bereit, für ein Kunstbuch auch mal tiefer in die Tasche zu greifen?

Kalbe: Durchaus. Auch wenn viele Kunden gerade beim Kunstbuch von den preiswerten Titeln aus dem Modernen Antiquariat verwöhnt sind. Aber es gibt auch immer mal wieder hochpreisige Titel, die sich bei uns gut verkaufen – zuletzt beispielsweise eine gut gemachte Caravaggio-Monografie.

Was sind Ihre Bestseller?

Kalbe: Ganz klar die praktischen Bücher, zum Beispiel rund ums Zeichnen oder zur Acryl- und Aquarellmalerei. Doch auch da gibt es enorme Preisunterschiede und die Kunden greifen, wenn das Buch gut gemacht ist, fast eher zu einem Titel für 40 Euro als zu einem weniger anspruchsvollen für 15 Euro.

Mit wie vielen Verlagen arbeiten Sie zusammen?

Kalbe: Allein in unserem Standardsortiment, das sich auch im Boesner-Versandkatalog findet, führen wir derzeit 800 Titel aus rund 140 Verlagen. In den Filialen wird dann, je nach Größe, weiter aufgestockt. Da kommen also einige Partnerverlage zusammen. Uns ist dabei auch die Vielfalt wichtig. Wir listen viele kleinere Verlage, weil es schade wäre, wenn spezielle Titel, etwa zur Radierung oder zum Linoldruck, vom Markt verschwinden würden. Es darf nicht alles Mainstream werden.

Sind Bücher für Sie auch durch die Margen attraktiv?

Kalbe: Sagen wir so: Neben der Marge ist mit den Büchern ja auch viel Arbeit verbunden. Der Bestell- und Pflegeaufwand ist bei zwei bis drei Exemplaren pro Titel nicht unerheblich. Uns geht es eher darum, alle Wünsche abzudecken, die Kunden bei uns rund um die Kunst haben. Dazu gehören übrigens auch kleine Cafés, die in unseren Niederlassungen oft an die Kunstbuchabteilungen angegliedert sind.

Boesner führt in allen Filialen rund 26.000 Produkte. Welchen Stellenwert haben 2.000 Bücher da als Umsatzträger?

Kalbe: Einen interessanten – aber Zahlen kann und möchte ich hier nicht nennen.

Kunstbücher gibt es bei Ihnen mittlerweile seit 15 Jahren, einen Bestellservice bieten Sie auch an. Wollen Sie das Buchgeschäft noch weiterentwickeln?

Kalbe: Zufrieden sind wir natürlich nie, sonst wären wir schlechte Kaufleute. Wir möchten, dass die Kunden bei uns alles zur Kunst finden, was sie interessiert – ohne dass wir deshalb dem Sortimentsbuchhandel Konkurrenz machen wollen. Wir sehen uns als „alternative Buchhandlung" rund um die Kunst. Die Verweildauer im Laden ist groß – und viele suchen bei uns auch Geschenke für Weihnachten.