Gestern hat Douglas die Zahlen für das Geschäftsjahr 2009/2010 vorgelegt. Dass der Umsatz bei Thalia um gut zehn Prozent nach oben kletterte, ist sicher auch dem Rückenwind aus Ihrer Richtung zu verdanken. Wie stark hat buch.de mitgeholfen?
Hirsch: Wir veröffentlichen unsere Zahlen erst in der kommenden Woche. Dem kann und will ich auch gar nicht vorgreifen. Grundsätzlich bleiben wir aber bei unserer Prognose vom Juni diesen Jahres – und die lautet: plus 30 Prozent.
Thalia investiert kräftig in das Geschäft mit digitalen Inhalten, wirbt lautstark für die Zukunft des Lesens. Auch sonst wird hier auf der Buchmesse vielerorts wieder das hohe Lied auf die E-Books gesungen. Stimmen Sie da mit ein?
Hirsch: Mir fällt ein ganz anderer Vergleich ein. Wenn ich durch die Hallen gehe, erinnert mich vieles an die Zeit vor elf, zwölf Jahren – also an den Anfang des Onlinebuchhandels in Deutschland. Kaum jemand hätte damals doch daran geglaubt, dass sich dieser Markt so dynamisch entwickeln würde, passiert ist es trotzdem. Mit dem E-Book wird das sehr ähnlich sein.
Das heißt?
Hirsch: In fünf Jahren dürfte der E-Book-Umsatz etwa 10 bis 15 Prozent des gesamten Buchmarkts ausmachen.
Und wie ambitioniert sind Sie auf diesem Feld?
Hirsch: Sehr, ich denke, wir werden sogar überproportional wachsen. Anders gesagt: Wir streben schon einen deutlich größeren Anteil am gesamten Kuchen an – auf jeden Fall mehr als 15 Prozent.
Welche Rolle spielt der Thalia-E-Reader Oyo für buch.de?
Hirsch: Das Gerät wird seinen Markt und seine Käufer finden. Ganz sicher auch bei buch.de und bol.de – ab dem 28. Oktober.
Bisher scheinen die Kunden aber noch zu zögern. Die Umsätze, sagen viele, seien derzeit kaum der Rede wert. Oder machen Sie andere Erfahrungen?
Hirsch: Das ist ein typisches Henne-Ei-Problem. Natürlich sind die Umsätze noch klein. Aber im E-Commerce waren sie es vor zehn Jahren auch noch. Ich habe da gar keine Zweifel: Die Zeit, in der die Weichen gestellt werden, ist jetzt. Und da überholen die Schnellen die Langsamen.
Etwas anderes: Multichannel-Management genießt den Status Königsdisziplin. Müssen reine Online-Händler dann künftig kleinere Brötchen backen?
Hirsch: Das Schöne am Wettbewerb ist ja: Es gibt grundsätzlich nicht nur eine Richtung – obendrein ist die Straße breit genug. Was Multichannel-Konzepte angeht: Die halte ich tatsächlich für sehr spannend, und zwar ganz unabhängig von Thalia.
Das klingt nach konkreten Plänen ...
Hirsch: Nein, wir sind längst dabei, das Internet ein Stück weit zu verlassen. Seit 2009 veranstalten wir Lesungen, ganz traditionell. Zu den Lesungen, die wir bisher gemacht haben, kamen im Schnitt etwa 450 Leute. Zuletzt waren wir zum Beispiel in Essen – mit Thorsten Havener, davor in Münster mit Ranga Yogeshwar und Alfred Biolek. Das Thema entwickelt lokal wirklich eine ungeheure Popularität. Wir werden das sicher ausbauen.
Was steht noch auf Ihrer Agenda?
Hirsch: Das Hauptthema für uns heißt momentan E-Book. Außerdem investieren wir in die Shoptechnologie und unseren Service, um noch schneller beim Kunden zu sein.
Wie lange dauert es von der Bestellung bis zur Auslieferung heute?
Hirsch: Bei Büchern klappt das in mehr als 90 Prozent der Fälle innerhalb von einem Tag. Das wollen wir jetzt auch für andere Medienprodukte erreichen. Wie Sie sehen, ist es auch hier so: Die Schnellen überholen die Langsamen.