Die Vertragsunterzeichnung soll in den nächsten Wochen erfolgen. „Brasilianische Autoren werden - außer den Klassikern wie Jorge Amado und dem Ausnahmefall Paulo Coelho - in den letzten Jahren in Deutschland so gut wie nicht übersetzt. Hier gibt es natürlich einiges aufzuholen“, so Boos. Zeitgenössische Autoren wie Patrícia Melo, Bernardo Carvalho, Milton Hatoum und Paulo Lins liegen in deutscher Übersetzung vor, weitere wie Adriana Lisboa, Joấo Paulo Cuenca und Santiago Nazarian sind bislang noch unentdeckt. Aber auch Klassiker wie Joấo Guimarấes Rosa blieben bislang in deutscher Sprache unübersetzt.
„Unser Ehrengastauftritt auf der Frankfurter Buchmesse ist nicht nur für die Verlagsbranche eine Chance, sondern auch für den kulturellen Dialog Brasiliens mit der Welt“, so Juca Ferreira. Der international bekannte Comic-Zeichner Maurício de Sousa, der bei der Unterzeichnung anwesend war, sagte, mit der Teilnahme am Ehrengastprogramm trage man eine große Verantwortung, da die Buchmesse international „das größte Schaufenster im literarischen Bereich“ biete. Der Vertreter der Academia Brasileira de Letras (ABL), Mauricío de Mello, betonte: „Brasilien ist sich im Klaren, dass der ökonomische Erfolg des Landes und der Fortschritt natürlich mit dem kulturellen Engagement einher gehen muss.“
Brasilien ist der wichtigste Handelspartner Deutschlands in Südamerika. Der brasilianische Buchmarkt zeichnet sich durch ein hohes Maß an Professionalität und eine rege Übersetzungsaktivität aus. Rund 45.000 Titel erscheinen pro Jahr neu. Die Hauptlizenzgeber für Brasilien stammen aus dem englischsprachigen Raum. Für Deutschland ist Brasilien mit 178 (2007: 156) Lizenzen der größte Lizenzabnehmer auf dem amerikanischen Kontinent - noch vor den USA (143). Während spanischsprachige Länder Lateinamerikas unter dem Einfluss spanischer Verlagsgruppen stehen, agiert der brasilianische Buchmarkt völlig autark vom portugiesischen Buchmarkt.
Seit etwa einem Jahr ist auch der brasilianische Verlegerverband (Camara Brasileira do Livro) Partner der Frankfurter Buchmesse. Im September 2009 reiste eine Gruppe internationaler Journalisten nach Brasilien, und Ende März fand in Sao Paulo der erste gemeinsame Kongress zum digitalen Buch (Congresso do Livro Digital) mit 500 Teilnehmern statt.