Personalia

Rowohlt-Lektor Georg Heepe gestorben

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Der Rowohlt-Lektor Georg Heepe ist am 18. November im Alter von 73 Jahren gestorben. Noch im Krankenhaus habe er ein Buch seines Freundes Hans Joachim Schädlich redigiert, schreibt der "Zeit"-Herausgeber und ehemalige Rowohlt-Verleger Michael Naumann in seinem Nachruf. 
"Am 18. November ist Hans Georg Heepe im Alter von 73 Jahren gestorben. Noch im Krankenhaus in Reinbek redigierte der große Rowohlt-Lektor das neue Buch seines Freundes Hans Joachim Schädlich. Heepe gehörte zu jener Art unbesungenen Verlagsmitarbeitern, die sich nicht vor, sondern hinter „ihre“ Autoren stellten, und das waren in seiner Berufslaufbahn die Großen des Rowohlt Verlags – Toni Morrison, John Updike, Thomas Pynchon, Peter Rühmkorf und viele andere, deren Arbeiten er mit sensiblem Sprachgefühl, großem Respekt und unbedingter Loyalität betreute. Er war Ledig-Rowohlt’s rechte Hand, und mir war er das lebende Gedächtnis dieses Verlags, der mit sicherem Urteil dessen Qualitätsmaßstäbe verteidigte und bisweilen neu zu definieren half. Nichts tat er allein, sondern in enger Zusammenarbeit mit seiner Assistentin Christa Loose, die er kurz vor seinem Tod auch heiratete.

Als junger Mann hatte er in Rowohlts Theater Verlag angefangen; die Anfänge Vaclav Havels als Dramatiker vor fast 40 Jahren waren ihm bekannt, denn er begleitete ihn wie auch Alan Ayckbourn und Harold Pinter. Sein Wechsel in die belletristische Abteilung des Rowohlt Verlags war für beide Seiten ein Gewinn.

Die meisten Leser ahnen nicht, welche vertraglichen, also juristischen, welche ästhetischen, also literarischen Leistungen hinter jedem einzelnen gelungenen und anspruchsvollen Buch in den Verlagen geleistet werden. Hans Georg Heepe war das nur Recht. Seine Zurückhaltung gründete auf einem Selbstbewusstsein, das sich in den kritischen und auch kommerziellen Erfolgen „seiner“ Autorinnen und Autoren widerspiegelt."