Personalia

Heidi Oetinger ist 100!

6. Juli 2015
von Stefan Hauck
Heute wird im Hamburger Überseeclub gefeiert: Die Grande Dame des deutschen Kinder- und Jugendbuchs, Verlegerin Heidi Oetinger, ist am heutigen Mittwoch 100 Jahre alt geworden. Und auch wenn sie nicht mehr das operative Geschäft bestimmt, verfolgt sie nach wie vor mit großem Interesse, was in ihrem Verlag vor sich geht.
Nachdem sie bei der vergangenen Frankfurter Buchmesse nicht dabei war – Oetinger hat seit 50 Jahren so gut wie keine Buchmesse ausgelassen –, wurde ihr allabendlich Rapport erstattet, was in Frankfurt passiert ist. Auch wenn die Augen zum Lesen nicht mehr taugen wollen, der wache Geist und die Neugier sind geblieben. »Vielleicht liegt es daran, dass ich einer Generation angehöre, die sich nicht so leicht unterkriegen lassen durfte«, meinte sie im Interview im Börsenblatt (45 / 2008). »Mein Leben hat wiederholt am seidenen Faden gehangen. Vielleicht wird man dann leichter eine starke Frau.« Heidi Oetinger wurde am 19. November 1908 als Tochter eines österreichischen Stukkateurs in Mecklenburg geboren und arbeitete nach einer Lehre zur Anwaltsgehilfin bei einem Schifffahrtsrechtler in Hamburg. 1939 heiratete sie Alfred von Hacht, der 1943 im Krieg fiel; Tochter Silke kam 1941 auf die Welt. Im September 1948 fing sie als Sekretärin im Oetinger Verlag an, 1952 heiratete sie Friedrich Oetinger, der 1973 aus dem Verlag ausschied. Über Jahrzehnte prägte die »Mutter des Verlags« wie Autor James Krüss sie nannte, das Unternehmen. Auf die Frage, wie man es schafft, 100 zu werden, antwortet Heidi Oetinger im Interview: »Tja, das ist mir irgendwie auch unbegreiflich! Vielleicht liegt’s an den Genen. Meine Mutter ist 98 geworden und hat noch mit über 90 Walzer getanzt und mit ihren Urenkeln Jan und Julia auf dem Rasen Fußball gekickt. Mich hat zum einen die Literatur jung gehalten: Wer liest, der hat immer mehrere Leben, nämlich in Büchern. Und zum anderen der Verlag: Ich habe immer gearbeitet, und wer arbeitet, der hat wenig Zeit, sich Gedanken ums Kranksein zu machen.«