Herr Kill, sind Sie noch sehr überrascht?
Ich bin noch sprachlos. Die Preisnachricht macht uns natürlich sehr stolz. Und Sie können sich vorstellen, dass ein Preisgeld in Höhe von 60.000 Euro in der aktuellen Situation sehr zur Entspannung beiträgt.
Sehen Sie sich in Ihrer Arbeit bestätigt?
Ja, unbedingt. Dass die Jury sich für uns ausgesprochen hat, "weil Liebeskind von Beginn an einen sehr stringenten und anspruchsvollen Auftritt hingelegt und immer wieder Neuentdeckungen gemacht hat", das freut uns natürlich sehr. Vor allem ist dies eine Bestätigung dafür, dass man auch bei hohem Wellengang nicht vom Kurs abweichen darf.
Liebeskind wird oft im Kontext von Spannungsliteratur erwähnt und ist in diesem Segment ja durchaus erfolgreich. Fühlen Sie sich da missverstanden?
Wir verstehen uns in erster Linie als literarischen Verlag. Bei Literatur geht es weniger darum, was erzählt wird, sondern wie. Und wenn wir Krimis abseits des Mainstreams veröffentlichen, dann nur, weil sie ebenfalls einem literarischen Anspruch genügen. Ich habe das Gefühl, das wird auch so wahrgenommen.
Was haben Sie mit dem Preisgeld vor?
Neue, aufregende Bücher machen. Die augenblickliche Situation ist ja für alle Verlage extrem schwierig. Wir sind gezwungen, Bücher ins nächste Frühjahr zu schieben und uns im Herbst nur auf einen Titel zu konzentrieren, den neuen Roman von Yoko Ogawa, der nach dem National Book Award nun auch für den International Booker Prize nominiert ist. Der Verlagspreis gibt uns Luft, wieder in die Vollen zu gehen, sobald sich die Lage normalisiert hat.
Informationen zur Verlagsgeschichte finden Sie auf der Website des Verlags.