Zum vierten Mal lädt der Berliner "Branchentreff Literatur" ein − das Motto diesmal: "Literatur viral". Der Treff versammelt Solo-Selbstständige aus dem Literaturbetrieb, um gemeinsam an Themen zu arbeiten, die den gesamten Betrieb betreffen. Das sei dieses Jahr wichtiger denn je, so die Veranstalter: Die Corona-Krise und der Shutdown hätten die Literaturszene schwer getroffen. Autor*innen, Lektor*innen, Übersetzer*innen und Literaturveranstalter*innen hätten teilweise schwere Umsatzeinbußen erlitten. Und das in einer Zeit, in der die meisten Literaturschaffenden ohnehin schon prekär lebten. Fragen nach Digitalisierung und Nachhaltigkeit der Literaturbranche stellten sich mit Corona noch einmal neu. Die Welt – gerade die der Literatur – werde nach dem Ende der Krise nicht mehr dieselbe sein.
Wie geht es weiter nach Corona?
"Wir wollen uns gemeinsam Fragen stellen: Was wird sich ändern? Was wollen wir ändern? Was aus der Zeit vor Corona wollen wir auf gar keinen Fall zurückhaben?", sagt Moritz Malsch, der den Branchentreff gemeinsam mit Linde Nadiani plant. Diese Fragen sollen auf dem Branchentreff entlang der zwei großen Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit diskutiert werden – heruntergebrochen auf den Literaturbetrieb.
Allein in Berlin würden geschätzt über 10.000 Literaturschaffende aller Berufe leben. Und erstmals veröffentlichte Zahlen der Künstlersozialkasse aus dem letzten Jahr würden zeigen, dass die meisten von ihnen äußerst prekär arbeiten müssen. Diese Prekarität wurde durch Corona noch verstärkt. Gleichzeitig hätten die Literaturschaffenden während des Lockdowns auch kreative Lösungen erarbeitet: Veranstalter*innen entwickelten schnell digitale Konzepte für Lesungen, Workshops und Diskussionsveranstaltungen (z.B. das Online-Lesefestival "Viral").
Auf dem Branchentreff sollen diese ersten Ansätze weiterentwickelt werden. Zusätzlich geht es um grundsätzliche Fragen des Arbeitens im Literaturbetrieb: Wie wird künftig geschrieben werden? Wie kann ein faires, ökologisches und barrierefreies Arbeiten aussehen?
Die Veranstaltung werde auf jeden Fall in digitaler Form stattfinden. Sollte es im Juni wieder möglich sein, Kulturveranstaltungen physisch abzuhalten, werde er auch vor Ort im Tak Theater Aufbau Kreuzberg stattfinden – bei Einhaltung der verordneten Hygiene- und Abstandsregeln.
Der Branchentreff Literatur findet im Rahmen des Projekts "schreiben & leben" statt. Dies ist ein Projekt des Berliner Literaturhauses Lettrétage und wird von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa sowie dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.