Prognose fürs Geschäftsjahr 2020 verschlechtert sich

Corona-Krise: Bertelsmann meldet Umsatzminus im ersten Quartal

30. April 2020
Redaktion Börsenblatt

Bertelsmann hat im ersten Quartal 4,1 Milliarden Euro erwirtschaftet, damit 2,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Seit Mitte März sei die Geschäftsentwicklung zunehmend von den wirtschaftlichen Auswirkungen der weltweiten Corona-Pandemie geprägt. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr könne nicht aufrechterhalten werden, so der Konzern.

Während in den werbefinanzierten Geschäften die Corona-Effekte spürbar waren, hätten sich BMG, die Arvato-Dienstleistungsgeschäfte und die Bildungsgeschäfte positiv entwickelt, heißt es in der Bilanzmitteilung des Konzerns. Organisch sei der Konzernumsatz um 2,1 Prozent zurück gegangen. Die Wachstumsgeschäfte von Bertelsmann hätten ein organisches Wachstum von 2,8 Prozent verzeichnet. Ihr Anteil am Gesamtumsatz habe unverändert 36 Prozent betragen.

Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, sagte: "Das Geschäftsjahr 2020 wird mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie eine Herausforderung. Wir sind gut ins Jahr gestartet, spüren jedoch seit März zunehmende Auswirkungen auf unsere Geschäfte. Wir haben frühzeitig eine Reihe von Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit unserer Mitarbeiter und zur Sicherung unserer Geschäfte getroffen. Das breite Geschäftsportfolio von Bertelsmann wirkt dabei ebenso positiv wie der hohe Anteil digitaler Geschäfte, die im vergangenen Geschäftsjahr erstmals mehr als 50 Prozent vom Gesamtumsatz ausmachten. Gerade unsere Mediengeschäfte sind in Krisen wie diesen von hoher gesellschaftlicher Relevanz und Bestandteil der kritischen Infrastruktur. Wir informieren und unterhalten tagtäglich Millionen von Menschen." 

Es gebe zahlreiche Beispiele dafür, welchen gesellschaftlichen Beitrag Bertelsmann bei der Bewältigung der Corona-Pandemie leiste, so Rabe weiter: "So unterstützen die Unternehmen der Bertelsmann Content Alliance in Deutschland unter dem Claim 'Gemeinsam gegen Corona' den Kampf gegen die Ausbreitung des Virus. Penguin Random House hilft in den USA mit Buchspenden bedürftigen sowie stark von der Isolation betroffenen Lesergruppen direkt und mit Crowdfunding-Aktionen oder Lesekampagnen dem stationären Buchhandel. Arvato Supply Chain Solutions ermöglicht die rasche Lieferung dringend benötigten medizinischen Materials in ganz Europa und das OnlineBildungsunternehmen Udacity bietet freie Nanodegree-Programme an."
   
Die Entwicklung in den Bereichen: 

  • Die RTL Group habe gestiegene Zuschauermarktanteile in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden verzeichnet. Die umfassende Nachrichtenberichterstattung der Sender sorgte für Rekordquoten und hohe Reichweiten. Die Anzahl der zahlenden Abonnenten für die Streaming-Dienste TV Now und Videoland stieg um 34 Prozent auf 1,53 Millionen.  
  • Bei Penguin Random House sei die Nachfrage nach Kinder- und Jugendbüchern und im März der Online-Verkauf von physischen Büchern gestiegen. Zum 1. April schloss Bertelsmann die Übernahme der restlichen 25 Prozent der Anteile von Mitgesellschafter Pearson nach Erhalt aller erforderlichen kartellrechtlichen Genehmigungen ab. Die weltweit größte Publikumsverlagsgruppe ist damit nun eine hundertprozentige Unternehmenstochter von Bertelsmann (siehe Börsenblatt online: "Bertelsmann ist ab sofort Alleineigentümer").
  • Gruner + Jahr habe höhere Einzelverkaufszahlen und Neuabos für seine Magazine registriert. Zudem starteten zahlreiche G+J-Marken neue Produkte und Initiativen, darunter die Aktion #stayathomeandcook von "Essen & Trinken" und "Chefkoch" sowie die Podcasts "GeolinoSpezial – wir gegen Corona" und "Die Stunde Null – Deutschlands Weg aus der Krise" mit "Capital"-Chefredakteur Horst von Buttlar.
  • BMG unterschrieb mit internationalen Künstlern globale Plattenverträge oder globale Verlagsverträge.
  • Arvato habe sich in allen Geschäftsbereichen im ersten Quartal positiv entwickelt und investierte in die Erweiterung und Automatisierung seiner Standorte. Arvato Financial Solutions habe vom anhaltenden Wachstum der Kauf-auf-Rechnung-Lösung für einen Großkunden profitiert.  
  • Die Bertelsmann Printing Group verlängerte mehrere Druckaufträge, unter anderem mit der Verlagsgruppe Random House und konnte einen neuen Großkunden im Bereich Prospektdruck gewinnen.  
  • Die Bertelsmann Education Group habe eine erhöhte Nachfrage nach OnlineLearning-Angeboten bei Relias und Udacity verzeichnet.  
  • Zum 31. März hielt Bertelsmann Investments laut Bilanz im Wesentlichen über seine vier internationalen Fonds rund 240 Beteiligungen an Unternehmen und Fonds. Im Februar profitierte Bertelsmann Brasil Investments von einem erfolgreichen Teil-Exit einer indirekten Beteiligung an dem in Brasilien tätigen Bildungsanbieter Afya.

Ausblick

Bernd Hirsch, Finanzvorstand von Bertelsmann, ergänzte: "Vor dem Hintergrund der sich dynamisch entwickelnden Corona-Krise kann die im Geschäftsbericht 2019 enthaltene Prognose für das Geschäftsjahr 2020 nicht aufrechterhalten werden. Eine belastbare Einschätzung der weiteren Geschäftsentwicklung für 2020 ist derzeit nicht möglich. Wir haben zahlreiche Gegenmaßnahmen bei Kosten und Investitionen getroffen, erwarten allerdings negative Auswirkungen auf unsere Ertragslage in den kommenden Monaten."