Wie würden Sie die Stimmung unter den LG Buch-Buchhändlern beschreiben?
Die Stimmung unter den Buchhändlern ist viel besser als ursprünglich zu befürchten war. Allerdings ist auch eine gewisse Erschöpfung bemerkbar, denn überall dort, wo Mitarbeiter in Kurzarbeit waren, blieb das sehr zeit- und arbeitsintensive Versandgeschäft an denjenigen hängen, die in den Läden die Stellung gehalten haben.
Viele Buchhändler haben staatliche Hilfen beantragt. Sind die liquiden Mittel geflossen?
Das ist nicht einheitlich zu beantworten. Viele Mitglieder haben berichtet, dass die Soforthilfen bereits ausgezahlt worden sind, andere warten aber nach wie vor auf den Geldeingang.
Haben die finanziellen Unterstützungen ausgereicht?
Die Soforthilfe ist zumindest eine willkommene Liquiditätsspritze. Ob die Hilfen ausreichen, kann jetzt noch nicht beantwortet werden. Das hängt auch davon ab, ob die Läden weiterhin geöffnet bleiben können und es nicht zu einem neuen Lockdown kommt.
Wie haben sich die Geschäfte während des Shutdowns entwickelt?
Unsere Mitglieder berichten durchweg von enormen Umsatzuwächsen im Online-Handel. Leider ist es jedoch ein tendenziell renditeschwächeres Geschäft, dass durch die aufwändige Logistik noch dazu mit höheren Kosten belastet ist. Insgesamt hat sich aber ausgezahlt, dass die Buchhändler langjährige Erfahrung in diesem Bereich haben. Die eigenen Webshops sind etabliert, die Strukturen stehen. Und so war es eher eine Herausforderung, mit den Mengen umzugehen. Die Frage, ob und wie eine Buchhandlung sich online aufstellen soll, hat sich im Grunde genommen niemand mehr stellen müssen. Da sind in anderen Branchen deutlich höhere Hürden zu überwinden.
Viele Buchhändler konstatieren, dass während des Lockdowns neue Kunden hinzugekommen sind ...
Auch das wird von vielen unserer allen Mitglieder bestätigt: sie haben zahlreiche neue Kunden gewinnen können. Hier kommt dem stationären Handel sicherlich zugute, dass Amazon Bücher als nachrangig priorisiert hat.
Die Buchhandlungen sind seit gut einer Woche wieder geöffnet. Wie laufen die Geschäfte?
Viele Buchhändler berichten von einer geradezu vorweihnachtlichen Betriebsamkeit in ihren Läden. Und von Kunden, die sich ausdrücklich für den hervorragenden Service bedanken, den die Buchhandlungen in den vergangenen Wochen geleistet haben. Kunden und Händler müssen sich nun an die neuen Hygiene- und Abstandsregeln gewöhnen. Das bedeutet neue Abläufe und ein Umdenken, was die Verweildauer der Kunden in den Läden angeht. Viele Buchhändler haben die Sitzgelegenheiten aus ihren Läden geräumt und geben den Kunden klare Laufwege vor. Es gibt weniger Zeit für Empfehlungsgespräche und für ausgiebiges Stöbern. Die Art und Weise, wie Bücher verkauft werden, ändert sich.
Was tun die Verlage gerade für die LG Buch-Händler?
Sie unterstützen die Buchhändler teilweise mit verlängerten Zahlungszielen. Einige Verlage haben die Erscheinungstermine der aktuellen Novitäten und das Herbst-Programm an die neue Situation angepasst.
Wie unterstützt die LG Buch ihre Mitglieder?
Wir versorgen unsere Mitglieder nach wie vor mit allen wichtigen Informationen rund um die Corona-Krise. Mit den Premiumpartnern sind wir im Gespräch, um die Push-Titel für das kommende Halbjahr entsprechend den Erfordernissen der neuen Situation in den Läden auszuwählen: also hohe Verkäuflichkeit der Titel aus sich heraus, wenig Beratungsbedarf.
Über die LG Buch
Die LG Buch ist eine Genossenschaft, die seit 30 Jahren unabhängige und inhabergeführte Mitgliedsbuchhandlungen mit Service- und Marketingangeboten unterstützt. Rund 200 Mitgliedsbuchhandlungen profitieren bei derzeit ca. 60 Partnerverlagen, dem Barsortiment Umbreit und weiteren Dienstleistern von optimalen Rahmenbedingungen.
