Verleger fordern eine rasche Entscheidung

Druck auf Frankfurter Buchmesse wächst

28. April 2020
Redaktion Börsenblatt
Der Frankfurter Verleger Joachim Unseld hat seine legendäre Buchmesse-Party abgeblasen: "Ich kann das beim besten Willen nicht verantworten", sagte er dem Börsenblatt, "es wäre pure Unvernunft." Stimmen mehren sich, die eine frühe Absage der Oktober-Messe fordern.

Mit Blick auf die internationalen Aussteller, insbesondere aus Nordamerika und China, und die nach wie vor geltenden Reisebeschränkungen äußerte Unseld, der Verleger der Frankfurter Verlagsanstalt, im Gespräch mit Börsenblatt online "größte Zweifel, dass die überhaupt reisen dürfen im Herbst". Er glaube nicht, dass es eine nennenswerte Präsenz internationaler Verleger und Agenten in diesem Jahr überhaupt geben könne. Die traditionelle "Unseld-Party" am Abend des Messe-Donnerstag in seinem Privathaus hält er unter den absehbaren Bedingungen einer dann noch immer nicht überstandenen Corona-Pandemie für "viel zu riskant. Das geht einfach nicht."

Mit ähnlicher Skepsis meldete sich Unselds Frankfurter Kollege Klaus Schöffling (Schöffling & Co.) in der "FAZ" zu Wort. "Es wäre schön, wenn es ginge, aber ich glaube es nicht", sagte er der Zeitung. Und forderte, den Schwebezustand zügig zu beenden: Es müsse "jetzt entschieden werden". Eine Hängepartie wie im Frühjahr mit der Leipziger Buchmesse müsse mit Rücksicht auf sonst entstehende Kosten für die Aussteller unbedingt vermieden werden.

S. Fischer-Verlegerin Siv Bublitz hingegen hält die Zeit für öffentliche Statement in dieser Frage für noch nicht gekommen. Der Austausch mit den Messekollegen habe gerade erst begonnen, sagte Bublitz ebenfalls der FAZ.

Als Fürsprecherin einer Buchmesse 2020 äußerte sich Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) in der Frankfurter Rundschau. Sie begrüße Pläne der FBM, für viele Veranstaltungen digitale Formate zu entwickeln. Die Zeitung zitiert Hartwig mit den Worten: "Ich finde es gut, dass Buchmessen-Direktor Juergen Boos an der Veranstaltung festhält. Die Buchmesse soll stattfinden, in welcher Form auch immer.“

Die Messe selbst warb am heutigen Dienstag noch einmal um Verständnis dafür, dass die "vielen Gespräche mit internationalen Ausstellern und anderen Partnern einfach ihre Zeit brauchen", so eine Sprecherin. Derzeit würden "verschiedene Szenarien geprüft". Belastbare Informationen soll es spätestens Anfang Juni geben.