Appell zum Welttag des Buches

Internationale Branchenverbände fordern Konjunkturpakete

23. April 2020
von Börsenblatt
Die Vertreter der internationalen Buchbranche appellieren am heutigen Welttag des Buches in einem offenen Brief an die Regierungen, Autor*innen, Verlage und den Buchhandel in ihren Ländern zu unterstützen. "Dieses Ökosystem, das für die Gesellschaft so lebenswichtig ist, ist in unmittelbarer Gefahr", schreiben die Unterzeichner, die Verlegerverbände EIBF und IPA, der Verband der wissenschaftlichen Fachverlage STM, der Autorenverband IAF und die Urheberrechtsorganisation IFFRO. 

De unterzeichnenden Vertreter der internationalen Buchbranche, fordern dazu auf, "die Bedeutung von Büchern, Lernlösungen sowie Fach- und Wissenschaftspublikationen anzuerkennen, zu fördern und zu feiern, indem sie Konjunkturpakete verabschieden, um ihre jeweiligen Verlagsbranchen und die sie umgebenden Wertschöpfungsketten zu unterstützen", heißt es in dem Schreiben. 


Der Brief im Wortlaut: 

"Heute, am Welttag des Buches 2020, feiern wir den herausragenden gesellschaftspolitischen Beitrag des Buches. Durch Bücher lernen wir, wir begegnen anderen Kulturen, wir träumen. Wir verstehen einander. Durch Bücher lernen wir, uns in andere einzufühlen. Bücher sind notwendig für die wissenschaftliche Forschung, für die Erziehung unserer Kinder und für das lebenslange Lernen. Bücher helfen uns, bessere Menschen zu werden.

Bücher brauchen Autor*innen, die sie schreiben und illustrieren, Verleger*innen die in sie investieren, Buchhändler*innen, die sie zu den Leser*innen bringen, und Verwertungsgesellschaften, die ihre Urheberrechte schützen. Dieses Ökosystem , das für die Gesellschaft so lebenswichtig ist, ist in unmittelbarer Gefahr.

In dieser Zeit der Abstandsgebote ist die Bedeutung des Buches wieder stärker in den Vordergrund gerückt. Zu Hause zu bleiben und ein Buch zu lesen, heißt, auf Andere achtzugeben. Zeitungen und Blogs auf der ganzen Welt haben Listen von Büchern zusammengestellt, die man in der Isolation lesen kann, sei es, um dem Alltag zu entkommen oder um zu verstehen, was derzeit geschieht. In schwierigen Zeiten wenden sich Menschen Büchern zu.

In vielen Ländern mussten Eltern die Rollen von Lehrer*innen übernehmen. Lehrer*innen mussten neue Wege finden, um ihren Schülern den Lernstoff zu vermitteln. Autor*innen und Verlage auf der ganzen Welt haben darauf mit der Lizenzierung ihrer Inhalte und digitalen Dienste reagiert. Online-Buchlesungen wie "Read The World" verzeichnen nie gekannte Nutzerzahlen, und Verlage und Autor*innen haben Eltern mit schnellen und unkomplizierten Lösungen geholfen. Die ganze Welt verlässt sich auf die in Fachzeitschriften veröffentlichte Forschung, um ihre Gesundheitspolitik zu steuern und einen Impfstoff zu entwickeln. Die Investitionen der Zeitschriftenverlage in die Verifizierung der Forschung sowie ihre weite Verbreitung sind hier von entscheidender Bedeutung. Zudem haben die Verlage sich verstärkt darum bemüht, Forschung im Zusammenhang mit COVID-19 freiwillig frei verfügbar und wiederverwendbar zu machen.

Unabhängig davon, ob es sich um Bücher für ein allgemeines Publikum, Kinderbücher, Bildungsressourcen oder wissenschaftliche Forschung handelt, haben Autor*innen, Verlage, Zwischenhändler, Buchhandlungen und Verwertungsgesellschaften schnell reagiert, um sich gegebenenfalls anzupassen und gesellschaftspolitische Verantwortung zu übernehmen.

Das COVID-19-Virus hat katastrophale Auswirkungen auf die Menschen überall auf der Welt. Die Weltwirtschaft steht in großen Teilen still. Niemand weiß genau, wann wir zur Normalität zurückkehren werden, oder ob das überhaupt möglich ist. Die Auswirkungen auf die Kreativbranchen der Welt, einschließlich des Buchsektors, sind verheerend.
In vielen Ländern kämpft unsere Industrie bereits ums Überleben. Wir müssen Wege finden, um die Zukunft für Autor*innen, Verleger*innen, Lektor*innen, Gestalter*innen, Zwischenhändler*innen, Buchhändler*innen und diejenigen, die in Verwertungsgesellschaften arbeiten, zu sichern, so dass die Buchbranche sich wieder erholen kann, sobald diese Pandemie überwunden ist.


Eine Welt ohne neue Bücher wäre ein trauriger und geistig verarmter Ort. Wir arbeiten hart daran, diese Krise zu überwinden, aber wir brauchen Hilfe, um zu überleben. Wir brauchen Regierungen, die uns helfen, die Krise gemeinsam zu überstehen."

Jean-Luc Treutenaere, Co-Präsident EIBF
John Degen Vorsitzender, IAF
Yngve Slettholm Präsident, IFRRO
Hugo Setzer Präsident, IPA
Ian Moss, CEO STM

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