Nehmen wir die Existenzangst. Wir alle haben sie, selbst Angestellte haben sie, vor allem zu Jahresbeginn, wenn das Gehalt eventuell nicht reichen wird, um den Kredit, die Versicherungen, das Auto, die von Weihnachten belastete Kreditkarte und und und abzuzahlen. Als Freiberufler*in ist das Ganze noch einen kleinen Zacken schärfer – man weiß schließlich nicht einmal, wie viel Geld in welchem Monat reinkommen wird (vor allem direkt nach der Gründung ist dies ein Problem) und auch später eher erst ‒ kurzfristig ‒, wenn die Auftragslage geklärt ist. Zusätzlich ist vielleicht noch eine Rechnung (oder fünf) offen, weil manche Kund*innen nicht pünktlich zahlen. Wie geht man also mit dieser Situation um? Die Lösung: Puffer schaffen! Gerne einen für drei Monate, von dem man drei Monate lang ohne jegliche zusätzliche Einnahme leben könnte. Was, drei Monate?! Tja, niemand hat gesagt, dass die Gründung einfach wird (Spoiler: Es lohnt sich trotzdem!), aber dieses Geld wird definitiv das Gewissen tags und den Schlaf nachts entspannen. Versprochen!
Die Versagensangst ist eng gekoppelt mit der Existenzangst, schließlich kann ein Versagen zum finanziellen Scheitern, also zur Existenzgefährdung, führen. Hier gibt es keine einfache Regel und nicht die eine Herangehensweise. Aber man kann sich selbst kennen oder so weit kennenlernen, dass man weiß, wie man mit ihr umgehen kann. Man kann sich fragen: Wie definiere ich “Versagen"? Ist es der eine Fehler, den ich bei der Arbeit gemacht habe? Ist es der eine potenzielle Kunde, den ich nicht akquiriert habe? Ist es die eine Mail, die ich nicht zeitnah beantwortet habe? (Spoiler: Nein, alles kein Versagen!) Wir gehen alle (und Freiberufler*innen liegt es wohl besonders in den Genen) zu oft zu streng mit uns selbst ins Gericht. Wir lassen uns blockieren, weil wir so darauf fokussiert sind, nicht zu versagen, dass wir glatt vergessen, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Noch ein Spoiler: Die Arbeit macht weitaus mehr Spaß, wenn man sich selbst daran erinnert, dass man einen guten Job macht und Freude an ihm hat! Also finden Sie heraus, was hilft: Marathon? Gespräche? Yoga? Bücher? Alles gleichzeitig?
Es überrascht sicherlich nicht, dass auch die dritte Angst mit den ersten beiden verknüpft ist: Schließlich müsste man keine Angst vor der Zukunft haben, wenn man keine Angst um seine Existenz oder vor dem Versagen hat. Der Unterschied hier ist aber, dass wir die Zukunft nicht in der Hand haben. Woher soll man wissen, was sie bringt? Kann man nicht, wird man nie. Aber das kann man einsehen und sich somit entspannen. Man kann lernen, was man selbst beeinflussen kann und was nicht – das macht alles einfacher. Was aber ist das als Freiberufler*in? Zum einen die Kund*innenkommunikation. Melde ich mich immer wieder, melden sich die meisten Kund*innen auch immer wieder. Ich muss mir also weniger Gedanken machen, dass sich das in Zukunft ändert. Mache ich meine Arbeit gut (so ganz ohne Blockade, s. o.), sind die Kund*innen zufrieden, und ich muss mir weniger Sorgen um die Zukunft machen. Und so weiter und so fort.
Wie man sieht: Alles kein Hexenspiel, sondern ein wenig Kalkül und vielleicht auch ein bisschen Meditation.