Die Bereitschaft zur steten Veränderung ist fest in ihrer DNA verankert. Das mag auch an der Ausbildung von Eva Wille liegen, denn als Naturwissenschaftlerin betrachtet die promovierte Chemikerin entsprechend neugierig die Welt. Ständig ist sie auf der Suche nach neuen Ideen und Lösungen. Ihre andere Stärke ist die Kommunikation und das Netzwerken.
Beide Welten konnte sie ab 1985 bei der VCH Verlagsgesellschaft bestens vereinen, denn ihre erste Stelle war die Leitung der Gruppe Öffentlichkeitsarbeit. Bei VCH machte sie rasant Karriere, mit 33 Jahren übertrug man ihr die Verantwortung für den neu geschaffenen Verlagsbereich "Zeitschriften". Nachdem Wiley 1996 die VCH Verlagsgesellschaft akquiriert hatte, wurde Eva Wille zum Publishing Director Wiley-VCH und Vice President Global Chemistry ernannt. Aus dieser Funktion heraus erhielt sie auch die Gesamtverantwortung für die Zusammenarbeit mit den großen chemischen Gesellschaften weltweit und insbesondere der Gesellschaft Deutscher Chemiker, die ihr 2013 für ihre besonderen Verdienste die Carl-Duisberg-Plakette verlieh.
Das Alte loslassen
Lange Unternehmenszugehörigkeit war für Eva Wille nie ein Grund, auszuruhen und sentimental zu werden. Gerade da ist es aus ihrer Sicht unerlässlich, sich stetig zu verändern und weiterzuentwickeln. Hierzu gehört auch, alte Aufgaben loslassen zu können, sich nicht vom Managen auffressen zu lassen und immer den Kontakt zur Community zu halten.
Parallel zur Tätigkeit im Verlag wagte Eva Wille auch immer den Blick über den Tellerrand. So ist sie über viele Jahre ehrenamtlich für die Branche aktiv, im Börsenverein in der IG Fachmedien, in der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Verleger und ganz besonders in der Deutschen Fachpresse. Nach anfänglicher Mitarbeit in verschiedenen Kommissionen wurde sie im Jahr 2000 in den Vorstand gewählt, den sie bis heute bereichert.
"Mission Statement"
Von 2006 bis 2009 prägte sie als Sprecherin der Fachpresse maßgeblich deren weitere Entwicklung. Aus der Überlegung heraus, dass jede Organisation von Zeit zu Zeit in einen Prozess der Selbstreflexion eintreten müsse, initiierte sie den Arbeitskreis Neupositionierung. Die Digitalisierung und die deutlich wachsende Konvergenz verschiedener Medienformate machten es aus ihrer Sicht notwendig, die Verbandsaktivitäten neu zu denken. Ergebnis war ein umfangreiches Strategiepapier und ein "Mission Statement", das bis heute die Kernfunktionen der Fachpresse bestens beschreibt.
Als Vorstandsmitglied der Deutschen Fachpresse ist Eva Wille immer diejenige, die in Diskussionen die Perspektive der internationalen Netzwerkerin und der Wissenschaftsverlage einbringt. Dabei wird sie nicht müde, die Rolle und Aufgaben der Fachpresse für ihre Mitgliedsunternehmen kritisch zu hinterfragen und neue Ideen zu entwickeln. Als Gesprächspartnerin steht sie insbesondere auch der Geschäftsstelle jederzeit mit Rat und Tat zu Verfügung.
Wenn man weltweit für die chemischen Gesellschaften zuständig ist, dann ist man viel auf Reisen. Als Eva Wille kürzlich das Buch "36 Hours. Welt. 150 Städte von Abu Dhabi bis Zürich" aus dem Taschen Verlag geschenkt bekam, bedankte sie sich mit dem Hinweis, dass sie bisher schon rund 85 dieser 150 Städte besucht habe. Eine beeindruckende Quote! Es bleiben aber noch Ziele für den Ruhestand. Ich wünsche Ihnen, liebe Eva Wille, alles Gute und beste Gesundheit. Bleiben Sie neugierig und im Netzwerk!
Bernd Adam ist Geschäftsführer der Deutschen Fachpresse im Frankfurter Haus des Buches.
