Wer kam auf die Idee, »Quarantäne! Eine Gebrauchsanweisung« zu schreiben – Anselm Grün oder Sie?
Als wir bei Herder in München kurz vor der Verkündung der Einschränkung der Sozialkontakte schon dabei waren, ins Homeoffice zu wechseln, drängte sich uns im Verlag die Frage auf, wie Quarantäne erlebt werden wird. Anselm Grün hat als Mönch die Erfahrung, wie man nach bestimmten Regeln mit Menschen auf einem engen Raum zusammenlebt – da lag es nahe, ihn zu fragen.
Mit Blick auf Anselm Grüns Vielzahl an Büchern: Er kann eigentlich zu jedem Thema schreiben, oder?
Nein, nein, er sucht sehr wohl aus und schreibt, worüber er absolut kompetent etwas sagen kann. Sein Anliegen ist ja immer, den Menschen Hilfestellung zu geben und da er das im Moment nicht mit Vorträge tun kann, ist das Buch die noch idealere Verbreitungsform. Er hat sofort zugesagt.
Alles am Telefon?
Nach dem Telefonat war ich bei ihm in Münsterschwarzach, wir haben dort die Struktur des Texts zusammen entwickelt. Danach haben wir im weiteren Verlauf telefoniert und gemailt, das klappt gut.
Wie gelingt es in Homeoffice-Zeiten, in wenigen Tagen ein Buch auf den Markt zu bringen?
Durch unsere Papst-Bücher sind wir Schnellschuss-erfahren, da gibt es eine gewisse Routine, manche ist aber natürlich jetzt anders. Deshalb mein Dank an alle Beteiligte: Wir haben gemerkt, wie gut die Räder ineinandergreifen; und uns allen klar war: Das ist jetzt das Buch der Stunde.
Wie haben Sie die Startauflage kalkuliert? Durch die geschlossenen Buchläden ist die Situation ja nicht mit vorigen Titeln vergleichbar. Und wie kommunizieren Sie?
Unser Adresspool über Zeitschriften etc. erlaubt uns auch in diesen Zeiten eine starke Kampagne. Die Startauflagehöhe unterscheidet sich daher nicht groß von vielen anderer Grün-Titel, denn die Kollegen im Vertrieb haben unglaublich viel telefoniert und den Bedarf abgefragt. Sicher bleibt ein Risiko. Aber wir trauen »Quarantäne!« viel zu, es ist ein hochaktueller Titel.
Am Montag, 16. März, gingen die ersten Seiten hin und her, dann kamen die Texte sukzessiv. Am Freitagabend, 20. März, habe ich das PDF freigegeben. Das E-Book steht seit 24. März zur Verfügung, das gedruckte Buch ist gestern ausgeliefert worden. Das ist schon alles extrem schnell. Aber die Umstände erfordern es.
Simon Biallowons ist im Herder Verlag Cheflektor, Geschäftsleiter und Programmleiter Religion und Gesellschaft
Mehr zu anderen Novitäten religiöser Verlage finden Sie im Börsenblatt-Spezial "Religion & Glauben", das heute Nachmittag als E-Paper und morgen in der Printversion erscheint.
