Ratgeber für Freiberufler

Den Blick weiten

10. März 2020
Redaktion Börsenblatt

Die Geschäfte laufen gut, doch Verbesserungspotenzial gibt es für Selbstständige immer. Zwei neue Bücher von Gabal zeigen, wie man als Freiberufler zum gefragten Experten werden kann – und wie man entschleunigt, ohne Erfolg einzubüßen. Man ­definiert ihn nur anders.

In einer zunehmend komplexen Welt brauchen Medien immer mehr Experten. Doch meist sind es die altbekannten Gesichter, die bei bestimmten Themen nur noch präsenter werden, bis man ihnen vielleicht nicht mehr zuhören möchte. Dabei gäbe es unter rund 1,5 Millionen Freiberuflern in Deutschland so viel mehr Potenzial.

»Freiberufler sitzen auf einem großen Schatz an Themen und Inhalten«, schreibt der Kommunikations-Coach Daniel Fitzke. Mit seinem Buch »PR für Freiberufler« (Gabal, 200 S., 19,90 Euro) will er den vielen viel zu bescheidenen Profis da draußen helfen, zu gefragten Experten zu werden. »Schon mit ein bis zwei Stunden sys­tematischer PR-Arbeit pro Woche lässt sich viel erreichen.«

Natürlich muss das Wissen fachgerecht aufgearbeitet und im richtigen Tonfall vermittelt werden. Denn: »Gute PR ist harte, ehrliche Arbeit. Marktschreier sind hier fehl am Platz.« Dazu stellt Fitzke das nötige Handwerkszeug vor: von der eigenen Positionierung über die unterschiedlichen Kommunikationskanäle (Pressemitteilung, Interviews, Social Media) bis hin zu juristischen Herausforderungen. Seine Ratschläge erläutert er an Beispielen von fiktiven Freiberuflern: einer Rechtsanwältin, einer Resilienztrainerin, einem Steuerberater und einem Heilpraktiker. Gastbeiträge von externen Autoren ergänzen das Buch um wertvolle Hinweise aus der Praxis.

Die Königsdisziplin jeder Expertise freilich ist das eigene Buch und dessen Vermarktung. Fitzke widmet ihm ein eigenes Kapitel – wohlwissend, dass im Expertendschungel auch das nicht zwingend den Erfolg definiert. Seine vielleicht wichtigste Erkenntnis lautet: Die hohe Kunst der PR-Arbeit besteht darin, dass man als Experte erkannt wird, ohne dass man es als Schild um den Hals tragen muss.

Erfolgreich als Unternehmer und doch latent unzufrieden – diesem diffusen, aber nicht ungefährlichen Gefühl widmen sich Jürgen und Karin Heinrich. Ihr Buch »Coaching für Selbstständige« (Gabal, 180 S., 19,90 Euro) richtet sich an alle, die »kein Problem im üblichen Sinne« haben. Sondern die bei allem Machen und Tun das echte Leben mit Familie, Hobbys und allem, was dazugehört, aus den Augen verloren haben. Raus aus dem Hamsterrad, lautet die Devise der Heinrichs. Verschieben ist keine Option, denn niemand weiß, wie viel Zeit im Hier und Jetzt bleibt.

»Sie müssen weder hart arbeiten, um erfolgreich zu sein, noch ist es notwendig, sich noch mehr anzustrengen, um größere Ziele zu erreichen!«, lautet die deutliche, für manchen vielleicht überraschende Quintessenz des Buchs, das damit so manch anderen Selbstoptimierungsratgeber konterkariert. Gleichwohl ist es kein Appell, sich zurückzulehnen. »Ganz im Gegenteil. Sie müssen komplett neue Wege gehen«, so die Autoren.

Am Anfang steht das wichtige Selbsteingeständnis, dass man auf der Stelle tritt – trotz immer schnellerer Umdrehungen des Hamsterrads. Doch es anzuhalten, ist nicht so einfach. Jürgen und Karin Heinrich zeigen sieben Aspekte, die einen darin gefangen halten. Ein Realitätstest zur eigenen Erfolgsbilanz erleichtert den Einstieg ins Umdenken.

Das Ziel: einfach mal loszulassen statt wie wild immer weiterzurudern. Auch mal mit dem Strom zu treiben, statt gegen ihn zu schwimmen. Und siehe da: »In dem Maße, wie Sie persönlich wachsen, wird ganz automatisch auch Ihr Business expandieren.«