Zehn Jahre Haft für Gui Minhai

"Ein weiterer Schlag gegen die Meinungsfreiheit in China"

25. Februar 2020
Redaktion Börsenblatt
Ein Gericht in Ningbo hat den Autor und Buchhändler Gui Minhai heute zu zehn Jahren Haft wegen der "illegalen Weitergabe von geheimen Informationen ans Ausland" verurteilt. Der Börsenverein fordert seine sofortige Freilassung.

"Die Verurteilung Gui Minhais zu zehn Jahren Haft ist ein weiterer Schlag gegen die Meinungs- und Publikationsfreiheit in China, Hongkong und auf der ganzen Welt. Gui ist schwedischer Staatsbürger, hat in Hongkong gearbeitet und wurde aus seiner Wohnung in Thailand verschleppt, weil er Bücher geschrieben und veröffentlicht hat, die dem chinesischen Regime missfallen. Wir fordern die sofortige Freilassung von Gui Minhai und rufen die Bundesregierung sowie die EU dazu auf, sich für ihn einzusetzen", sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, in einem Statement.

Deutscher PEN fordert Freilassung von Gui Minhai

Auch der deutsche PEN hat die sofortige Freilassung des schwedischen Verlegers Gui Minhai gefordert. Seine Verurteilung sei ein weiteres erschreckendes Beispiel für die Art und Weise, wie die chinesische Volksrepublik versucht, die Meinungsfreiheit zu kontrollieren und kritische Stimmen über Jahrzehnte wegzusperren, teilt der Verband mit.

"Über die Situation von Gui Minhai hinaus macht uns besondere Sorgen, dass die chinesische Botschaft in Stockholm versucht hat, die Verleihung des Tucholsky-Preises des PEN Schweden an ihn zu unterbinden und dass der chinesische Botschafter schwedische Journalisten, die über den Fall berichten, wiederholt unter Druck gesetzt, ja ihnen gedroht hat. Auch andernorts versucht China, die internationale Agenda in Bezug auf Informations- und Meinungsfreiheit zu bestimmen. Dem gehört auf breiter internationaler Ebene Einhalt geboten", betont Regula Venske, Präsidentin des deutschen PEN.

Zuletzt haben auf Initiative des PEN Schweden in einem Offenen Brief PEN-Zentren weltweit an den chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping appelliert, Gui Minhais Menschenrechte zu wahren und die Sicherheit seiner Unterstützerinnen und Unterstützer sowie von Medienschaffenden, die über Menschenrechtsverletzungen in der chinesischen Volksrepublik berichten, zu gewährleisten. Zahlreiche NGOs, Schriftstellerinnen und Schriftsteller haben den Brief unterzeichnet, der in englischer Sprache nachzulesen ist auf www.pen-international.org/news/open-letter-to-chinas-president-xi-jinping

Auch der Börsenverein hat sich (mit anderen Organisationen) wiederholt für die Freilassung Gui Minhais eingesetzt, etwa mit einer Mahnwache auf der Frankfurter Buchmesse 2019 (siehe Archiv).