Investor für Zukunftslösung gesucht

Biker-Verlag Huber ist insolvent

10. Februar 2020
von Börsenblatt
Der Huber Verlag, spezialisiert auf die Motorrad- und Tattoo-Szene, hat am 4. Februar beim Amtsgericht Mannheim einen Insolvenzantrag gestellt. Inzwischen wurde Rechtsanwalt Tobias Wahl (anchor Rechtsanwälte) zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Ziel ist eine nachhaltige Sanierung.

Der Huber Verlag mit Sitz in Mannheim beschäftigt rund 50 festangestellte und über 100 freie Mitarbeiter in Redaktion, Grafik, Fotoshooting, Marketing, IT, Anzeigen- und Eventabteilung sowie auf der E-Commerce-Plattform szeneshop.com. Das Amtsgericht Mannheim hat am 6. Februar Rechtsanwalt Tobias Wahl (Wahl ist auch Insolvenzverwalter der KNV Gruppe; siehe Archiv) von der Kanzlei anchor Rechtsanwälte aus Mannheim zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Wahl und sein Team verschaffen sich derzeit ein umfassendes Bild über die wirtschaftliche Lage vor Ort, um eine nachhaltige Sanierung und langfristige Zukunftslösung des 1980 gegründeten Verlags zu ermöglichen. Das geht aus der Presseinformation des Insolvenzverwalters hervor.
 
Geschäftsbetrieb läuft weiter

Weil ihm, so der Gründer Günther Brecht, im Jahr 1980 alle Rockerclubs Deutschlands 36 Mark für ein Jahres-Abo geschickt hatten, sei er damals gezwungen gewesen, nun auch ein Heft, die 'Bikers News' zu erstellen. Das sei die Geburtsstunde des Huber Verlags gewesen, der inzwischen in seinem 40-jährigen Bestehen, zu einer festen Größe mit vielen Aktivitäten herangewachsen sei.      

Trotz der Insolvenz laufen die Herstellung der in der Szene bekannten Zeitschriften wie "Bikers News", "Custombike", "Dream-Machines", "TätowierMagazin" und "Tattoo Erotica" sowie die Herstellung der Bücher über außergewöhnliche Motorräder uneingeschränkt weiter, heißt es weiter.

Auch der Onlinehandel szeneshop.com, der inzwischen rund ein Viertel zum Umsatz des Verlages mit Szene-Kleidung und Accessoires beiträgt, laufe ohne Unterbrechungen weiter. Aktiv ist der Huber Verlag auch im Eventbereich. Er organisiert jährlich die "Custombike-Show", die weltweit größte Messe für umgebaute Motorräder in Bad Salzuflen und die "Custombike Summer Days" in Mannheim. Zwei Veranstaltungen, die zudem ein Show- und Actionprogramm bieten.    
 
Fortführung und Sanierung angestrebt
 
"Es gibt eine große und treue Fangemeinde und daher auch einen entsprechenden Bedarf an den Produkten und Leistungen des Huber Verlags. Daher sehe ich durchaus Chancen für eine Sanierung und Fortführung", sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Tobias Wahl. Mit Hilfe eines neuen Investors, der bereit wäre, frisches Geld mit einzubringen, könnte der Neustart gelingen, so Wahl. Das Geschäftsmodell an sich sei attraktiv für Interessenten. Ziel sei der Verkauf an einen neuen Investor im Rahmen einer übertragenden Sanierung und der Erhalt des Verlags als Hort für Kreativität und Szenedenken sowie möglichst vieler Arbeitsplätze. Zu diesem Zweck wird der vorläufige Insolvenzverwalter in den nächsten Wochen Gespräche mit Gläubigern, Banken und potentiellen Investoren führen.
 
Löhne und Gehälter durch Insolvenzgeld gesichert
 
Die Mitarbeiter wurden auf einer Betriebsversammlung über die Insolvenz und die weiteren Schritte informiert. Die Löhne und Gehälter der rund 50 Beschäftigten sind bis Ende April durch das Insolvenzgeld gesichert. Rechtsanwalt Tobias Wahl hat bereits die notwendigen Maßnahmen für eine Insolvenzgeldvorfinanzierung bei der Agentur für Arbeit in Mannheim in die Wege geleitet.  

Gründe für die Insolvenz
 
Der in der gesamten Zeitschriftenbranche merkliche Rückgang der Erlöse und das generell stark rückläufige Anzeigengeschäft im Printbereich hatten auch dem Huber Verlag zugesetzt. Geschäftsführer Nico Imhof hatte darauf mit digitalen Erlösquellen wie readly, Magazin-Apps, kostenpflichtigem Onlineinhalten, der Stockphoto-Internetseite motorinkmedia.com sowie moderaten Preiserhöhungen und Kosteneinsparungen gegengesteuert.

Für 2020 ist eine weitere Messe, die "Tattoomea" in München geplant. Trotz des stark wachsenden Geschäfts bei den digitalen Produkten konnten die Kosten auf der Ausgabenseite jedoch nicht aufgefangen werden. Daher war die Geschäftsführung letztlich gezwungen, einen Insolvenzantrag zu stellen.