Die "Welt"-Autoren Richard Kämmerlings und Marc Reichwein kommen in ihren Beiträgen (Bezahlinhalte) zum Schluss, dass Suhrkamp ein Problem habe: Weil sein Autor Uwe Tellkamp seinen politischen Schwerpunkt nach rechts verlagert hätte, werde der bereits fertige Roman "Lava" nicht schon im Herbst 2020, sondern erst im Frühjahr 2021 erscheinen, wenn überhaupt.
Belege für diese Hypothese führen die Autoren nicht an, nur Vermutungen. Suhrkamp selbst lässt nur so viel wissen, dass der Roman für das Frühjahr 2021 "avisiert" sei. Welche Gründe diese Verschiebung hat, bleibt zunächst offen. Tellkamp hat sich seit der Flüchtlingskrise 2015 mehrfach auf eine Weise positioniert, mit der er sich rechtspopulistischen Narrativen angenähert hat. Er wandte sich mit seiner Unterschrift für die "Erklärung 2018" gegen die seiner Meinung nach "illegale Masseneinwanderung" und behauptet, es gebe in Deutschland nach 1989 wieder einen "Gesinnungskorridor".
Im sich selbst als "liberal-konservativ" bezeichnenden Online-Magazin "Tichys Einblick" kritisiert Alexander Wendt die Berichterstattung der "Welt" als Stimmungsmache. Die "Welt am Sonntag", in der Kämmerlings' Auftaktartikel zur Debatte erschienen ist, brachte am 2. Februar einen weiteren Artikel mit Umfrage zum Thema (Bezahlinhalt). "Welt"-Autorin Hannah Lühmann bat darin zehn Autor*innen und Intellektuelle um ihre Einschätzung. Thea Dorn fragt, ob man wirklich glaube, eine Bedrohung von rechts abzuwehren, indem man einen "literarisch hochgeschätzten Autor" wie Tellkamp "pauschal in Acht und Bann" tue. Aleida Assmann, Friedenspreisträgerin des Jahres 2018, lehnt hingegen eine Veröffentlichung von "Lava" bei Suhrkamp ab: "Zu einem Zeitpunkt, wo sich in der Gesellschaft Hass, Antisemitismus und Gewalt mit der Geschwindigkeit des Coronavirus ausbreiten, muss der Suhrkamp-Verlag keinen Brandbeschleuniger auf den Markt werfen."
Warum lassen Sie sich nicht eher darüber aus, was an hervorragenden Büchern gerade jetzt - denn es ist noch einige Monate 2020 - erscheint? Lesenswertes, Begeisterndes, zu Beachtendes wollen wir entdecken, darüber lesen, damit es sich lohnt, auch in die Zeitungen zu schauen. Kaffeesatz hat immer einen bitteren Beigeschmack, ich bin zum Glück Teetrinker.
Sie haben recht, man müsste umformulieren: " Im sich selbst als liberal-konservativ bezeichnenden ..."
Die Redaktion