Wie hoch ist der Digitalumsatz mit Hörbüchern im Buchhandel?
John Ruhrmann: Ohne genaue Zahlen nennen zu wollen oder zu dürfen, möchte ich herausstellen, dass der Umsatz im Buchhandel mit digitalen Hörbüchern kontinuierlich über die letzten Jahre angewachsen ist. Das ist eine erfreuliche Entwicklung und zwar über alle Geschäftsmodelle hinweg. Der Trend "Audio is the new Video" führt zur verstärkten Kundennachfrage und das ist anhaltend spürbar.
Wer macht den Umsatz – nur die Filialisten oder auch der unabhängige Buchhandel über White-Label-Shops?
Es gibt vielfältige konkurrierende Hörbuch-Digital-Angebote von dritten Plattformen, die anders funktionieren als es ein Händler ohne weiteres anbieten kann. Es sind aber auch unterschiedliche Zielgruppen, die hier bedient werden.
Wenn man nur den Buchhandel betrachtet, dann hat die Tolino Allianz mit den Filialisten das konsequentere Angebot aufgebaut, das auf ein Abo für Vielkäufer und auf den A La Carte Download für Gelegenheitskäufer setzt. Man braucht eine wirklich nachhaltige Online-Strategie für den gesamten Shop und zudem eine sehr gute technische Lösung, um die fest verankerten Kundenbedürfnisse nach einfacher Bedienung und Konsum ordentlich bedienen zu können. Das ist eine Frage der Möglichkeiten, aber auch der Strategie. Einzelne Buchhändler haben es da mit White-Label-Shop-Lösungen schwerer, aber nichts ist unmöglich ...
Wie entwickeln sich die Hörbuch-Abos, die z.B. Thalia und Dussmann anbieten?
Aus unserer Perspektive machen Abo-Verkäufe 50 Prozent der Umsätze eines Shops aus, wenn Abo und Single-Download angeboten werden. Abo-Käufer sind Rückkehrer, sind Fans, das ist sehr wertvoll für einen Online-Shop.
Was macht einen konkurrenzfähigen Online-Shop aus?
Ein gutes grundsätzliches Titel-Angebot und gegebenenfalls ein Konzept für exklusive Inhalte, die niemand anders hat, gelebte und erarbeitete Kundenreichweite, technische Perfektion im digitalen Angebot, gutes Marketing auf das Kundenbedürfnis zentriert, mobile Bedienbarkeit, Charme, gegebenenfalls progressivere Geschäftsmodelle wie Voice Assistant Anbindung usw.
Was könnte aus Bookwire-Sicht beim Tolino in Sachen Hörbuch optimiert werden?
Wir arbeiten mit unseren Partnern von Tolino sehr gut und konstruktiv und über Jahre erfolgreich zusammen. Wenn wirklich alle Tolino Partner das Hörbuch-Abo anbieten würden, wäre das aus unserer Sicht ein hervorragender weiterer Schritt.
Ist die Optimierung / der Einstieg ins Digitalgeschäft für den Buchhandel überhaupt noch lohnenswert oder ist der Zug abgefahren?
Das muss der einzelne Buchhändler für sich persönlich und entsprechend seines Fokusses entscheiden. Aus der Perspektive eines Digitalunternehmers ist für mich klar, dass man sich kaum ohne digitale Optimierungen weiter entwickeln kann. Aber es kommt darauf an, über welches individuelles Konzept wir im Speziellen reden, denn „digital“ ist mehr als ein digitaler Verkauf eines Buches oder Hörbuches. sve
Mehr zum Thema lesen Sie im Fokus Hörbuch, der im Börsenblatt Heft 5 am 30. Januar erschienen ist!
