Interdisziplinäre Forschung an der Universität Münster

Braucht Literatur das Recht?

21. Januar 2020
Redaktion Börsenblatt
Seit Juli 2019 widmet sich der Sonderforschungsbereich „Recht und Literatur“ aus Forschern der Literatur- und Rechtswissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster interdisziplinären Fragestellungen. Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Auch an anderen Universitäten kooperiert man, etwa zwischen Mainz und Frankfurt mit einem neuen Master zum Kinderbuch. An der Universität Münster will man sich durch das neue interdisziplinäre Forschungsgebiet aus Recht und Literatur den internationalen Standards anschließen. In amerikanischen und britischen Universitäten gibt es Kooperation von Rechts- und Literaturwissenschaften schon länger.

Profitieren sollen beide Disziplinen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, die mit etwa 44.000 Studierenden einer der größten Universitäten Deutschlands ist:

"Justizpalast von Petra Morsbach oder Terror von Ferdinand von Schirach zeigen, dass Literaturwissenschaftler im Hinblick auf die in den Büchern verhandelten rechtlichen Fragestellungen und die Einwirkungen des Rechts auf die Entwicklungen der modernen Literatur eng mit Juristen zusammenarbeiten müssen. Diese wiederum können von den hermeneutischen Kompetenzen der Literaturwissenschaftler profitieren, um Texte in ihren sprachlichen Strukturen zu erkennen", so Prof. Dr. Klaus Stierstorfer, Sprecher des Sonderforschungsbereichs.

Urheberrechtsfragen, Persönlichkeitsrechtsverletzungen in fiktionalen Texten und die Buchpreisbindung sollen weitere Fragestellungen der Forschung sein. Im Rahmen eines Teilprojekts soll eine digitale Enzyklopädie mit begrifflichen Grundlagen der Erforschung des Verhältnisses von Literatur und Recht veröffentlicht werden

Stierstorfer erkennt auch eine gesellschaftliche Relevanz in der Kooperation von Literatur und Recht: "Wenn der ehemalige Jurist und jetzige Literat von Schirach mit seinem Drama vorführt, dass in Zeiten des islamistischen Terrors rechtstaatliche Standards zu bröckeln beginnen, kann die Universität Münster zu diesem rechtspolitischen Problem durch den SFB wissenschaftlich Stellung beziehen."