Heide Warkentin antwortet auf Thees Wullkopf

"Große Anstrengungen sind nötig"

9. Dezember 2019
Redaktion Börsenblatt
Den Vorwurf des Buchhändlers Thees Wullkopf, der Claudius Verlag verfahre bei seiner Rabattgestaltung "nach Gutsherrenart" und nicht dem Geist der Buchpreisbindung gemäß, lassen die Münchner so nicht gelten. Die neu kalkulierte Rabattstruktur sei eine Reaktion auf die enorm hohen verlagsseitigen Kosten bei der Herausgabe von Schulbüchern, erwidert Heide Warkentin,  Vertriebschefin des evangelischen Verlags. 

Claudius ist ein evangelischer Verlag, der unter anderem Schulbücher für den evangelischen Religionsunterricht, schwerpunktmäßig für Bayern, im Programm hat. Die Herausgabe eines Schulbuchs bedeutet eine enorme wirtschaftliche Vorleistung auf  Verlagsseite: Personalkosten für Redaktion und Rechteeinholung, Autorenhonorare, Bild- und Textrechte sowie der aufwändige Vierfarbdruck.

Die Abstimmungsprozesse mit dem Kultusministerium und – im Falle eines Religionsbuches – auch mit den kirchlichen Stellen, die einer Schulbuchgenehmigung vorausgehen, sind zeitaufwändig und erfordern sehr langfristige Planungsprozesse. So erklärt sich, dass viele Schulbuchverlage nur etwa 20-25 Prozent Rabatt auf Schulbücher an den Handel geben, beim Barsortiment sind die Spannen teilweise noch geringer. Schulbuchgeschäft lohnt sich für Verlag wie für den Handel nur über die Masse, nicht über das einzelne Buch. Manche Verlage behelfen sich, indem sie z.B. Lehrermaterialien nur direkt an Lehrer, nicht über den Handel verkaufen. Unsere Lehrermaterialien sind alle auch für den Handel bestellbar.

Dazu kommen in den Verlagen auch Marketing- und Vertriebskosten, da der Schulbuchmarkt heiß umkämpft ist, sogar in einem schrumpfenden Markt wie evangelische Religion. Im Gegensatz zu großen Schulbuchverlagen, die rein auf Schulbücher spezialisiert sind und dafür eigene Vertriebsstrukturen haben, muss Claudius als „kleinerer“ Verlag große Anstrengungen in Vertrieb und Marketing unternehmen, um am Markt mithalten zu können – bei gleichzeitig geringerem Budget.

Da wir die Preise für die Schulbücher aber nicht beliebig nach oben schrauben können – die Religionsbücher von Claudius bewegen sich im Vergleich bereits im oberen Segment – haben wir uns in den vergangenen Monaten sorgfältig unsere Rabattstruktur angesehen und neu kalkuliert. Mit einigen Kunden, die teils sehr gute Rabatte, die weit über dem Branchenschnitt für Schulbücher liegen, bekommen, nehmen wir Kontakt auf, erklären unseren gestiegenen Kostendruck bei der aufwändigen Produktion und kürzen die Rabatte um einige Prozentpunkte. Nur so können wir unsere Schulbücher weiterhin am Markt halten.