Fachausschüsse des Börsenvereins im Pressegespräch

Hoffnung auf eine schnelle Regelung zu Verlegerbeteiligung wächst

13. November 2019
Sabine Cronau

Ökologischer Branchen-Leitfaden, aktuelle Gesetzesvorhaben, Messe-Bilanz zum Buchverkauf: Darüber haben die Fachausschüsse des Börsenvereins am 13. November in ihrer gemeinsamen Sitzung in Frankfurt am Main diskutiert. Gute Nachricht: Es gibt offenbar positive Signale aus dem Bundesjustizministerium, die Verlegerbeteiligung durch eine vorgezogene Regelung zu ermöglichen.

Bei der Verlegerbeteiligung gibt es einen Silberstreif am Horizont

Die Chancen, dass die Verlegerbeteiligung aus dem Gesamtpaket zur Umsetzung der EU-Richtlinie "Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt" herausgelöst und 2020 vorab in eine Neuregelung gegossen werden könnte, stehen wohl gar nicht so schlecht: Das berichtete Nadja Kneissler, Vorsitzende des Verleger-Ausschusses, in einem Pressegespräch nach der nichtöffentlichen Sitzung im Frankfurter Haus des Buches.

Wie berichtet, ist die Bundesregierung derzeit dabei, die EU-Richtlinie zum Urheberrecht in nationales Recht zu gießen. In einer Stellungnahme im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens hatte der Börsenverein im September dafür plädiert, statt eines großen Gesetzpaketes lieber drei oder vier separate Päckchen zu schnüren – und in jedem Fall die Regelung zur Verlegerbeteiligung vorziehen. Mehr dazu hier.

Büchersendung: Entscheidung des Bundeskartellamts wird täglich erwartet

Ein Update zum Thema Büchersendung lieferte Kyra Dreher, Geschäftsführerin der Fachausschüsse. Der Verband hatte beim Bundeskartellamt Beschwerde gegen die Preiserhöhungen der Post eingelegt (mehr dazu hier). Die Entscheidung des Kartellamts werde "jeden Tag erwartet", so Dreher.

Wie berichtet, fordert der Verband darüber hinaus, eine sogenannte Entgeltprivilegierung für den Versand von Büchern festzusetzen, um das Kulturgut zu schützen (mehr dazu hier). Einen entsprechenden Vorschlag hat der Börsenverein am 10. September bei einer Anhörung im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie eingebracht. Neben der laufenden Kartellbeschwerde gegen die Deutsche Post ist dieser Weg laut Branchenverband "ein zweiter Ansatz, um den geplanten deutlichen Preiserhöhungen für den Buchversand ab 2020" entgegenzuwirken.

Mehr als die Hälfte der Büchersendungen würden die neuen Vorgaben nicht erfüllen, berichtete Kyra Dreher beim Pressegespräch: "Das bedeutet einen drastischen Preisanstieg für Buchhandlungen und Verlage. Vielleicht kommen wir hier 2020 endlich einen Schritt weiter."

Ökologischer Branchen-Leitfaden – und ein genauer Blick auf Remissionen

Die Fachausschüsse diskutierten in Frankfurt außerdem über die Pläne für einen ökologischen Branchen-Leitfaden. Vorbild ist hier eine Initiative des britischen Buchhändler-Verbands. Die Interessengruppe Prozesse, Rationalisierung, Organisation (IG PRO) erarbeitet derzeit entsprechende Empfehlungen, wie Ludger Wicher vom Ausschuss für den Zwischenbuchhandel berichtete.

Die Fachausschüsse gaben der IG PRO bei ihrer gemeinsamen Sitzung darüber hinaus den Auftrag, vor allem die Prozesskosten für Remissionen noch einmal intensiv zu beleuchten und Best-Practice-Beispiele zusammenzutragen, wie sich Remissionen vermeiden oder effizienter abwickeln lassen: "Hier treffen sich ökonomisches und ökologisches Interesse", so Wicher.

Um die hohe Zahl der Remissionen zu reduzieren, müssten alle Sparten an einem Strang ziehen, betonte Christiane Schulz-Rother, Vorsitzende des Sortimenter-Ausschusses – etwa bei einer Quote für körperlose Remissionen. Bis Ende des Jahres will die IG PRO einen Vorschlag für den ökologischen Leitfaden entwickelt haben. Ziel sei es, Empfehlungen und Beispiele aus der Branche auf einer Website des Börsenvereins zu bündeln, ergänzte Kneissler.

Buchverkauf auf der Messe: Kooperationen wünschenswert, Testkäufe auch

Bilanz zogen die Fachausschüsse bei ihrer Tagung auch zum Buchverkauf auf der Frankfurter Buchmesse. Im Großen und Ganzen sei die Premiere am Samstag reibungslos verlaufen, so Buchhändlerin Christiane Schulz-Rother. Dem Sortiment sei es jedoch wichtig, dass es auch in den nächsten Jahren Testkäufe auf der Messe gebe, um die Einhaltung der Preisbindung zu überprüfen.

Außerdem plädierte sie an große und mittlere Verlage, beim Buchverkauf mit Buchhandlungen zusammenzuarbeiten – und direkt an der Kasse deutliche Hinweisschilder zum festen Preis für Bücher anzubringen. "Dadurch könnten Diskussionen mit den Kunden schon im Vorfeld vermieden werden", so auch Nadja Kneissler, die den Buchverkauf am Messesamstag aus Verlagssicht als "vollen Erfolg" wertete: "Dass Verlage dabei gegen die Preisbindung verstoßen, darf allerdings nicht passieren."

VLB-TIX: Viel passiert, aber auch noch viel zu tun

Einmal mehr auf der Agenda der Fachausschüsse stand das digitale Titelinformationssystem VLB-TIX. Nadja Kneissler lobte, dass es eine deutliche Performance-Verbesserung gegeben habe: "Es ist einiges passiert, aber: wir wünschen uns noch mehr." Zusammen mit Christiane Schulz-Rother plädierte sie an Verlage und Buchhandlungen, das System auch wirklich anzuwenden: "Die Nutzerzahlen steigen – und wer mit VLB-TIX arbeitet, bewertet es positiv. Doch eine flächendeckende Marktdurchdringung ist noch nicht erreicht."

Für den Buchhandel bat Christiane Schulz-Rother um etwas Geduld bei den Nutzerzahlen: "Das Sortiment ist auf einem guten Weg, aber wir brauchen Zeit für die Umstellung, weil sich der Einkauf dadurch sehr verändert." Sie plädierte nicht zuletzt für Vertreterschulungen, um den Einsatz im Buchhandel zu optimieren.