Deutscher Buchhandlungspreis

"Geistige Schatzkammern"

2. Oktober 2019
Redaktion Börsenblatt
Die drei besten Buchhandlungen 2019 sind in Buchholz, Freiberg und Stuttgart zu finden: die Buchhandlungen Slawski, der Taschenbuchladen und das Buchstäbchen wurden heute Abend von Kulturstaatsministerin Monika Grütters ausgezeichnet. Sie überreichte in Rostock die Urkunden an mehr als 100 weitere unabhängige Buchhandlungen.

Während Vertreter der 100 ausgezeichneten "hervorragenden Buchhandlungen" nach Bundesländern geordnet das Treppchen der Stadthalle in Rostock erklimmen und von Kulturstaatsministerin Monika Grütters die Urkunden überreicht bekommen, steigt die Spannung: Welche fünf wird die Jury als "besonders herausragend" auszeichnen, und welche drei als "die besten Buchhandlungen 2019"? Um 20.35 Uhr steht fest: Das Gütesiegel als besonders herausragende Buchhandlungen 2019 erhalten

  • Buchhandlung jos fritz in Freiburg
  • Land in Sicht Buchladen Nordend in Frankfurt am Main
  • Buchhandlung Bornhofen in Gernsheim
  • Buchhandlung Markus in Gütersloh
  • Art Goreliz in Görlitz

Sie bekommen eine Prämie in Höhe von je 15.000 Euro.

Um 20.45 Uhr steht fest: 25.000 Euro erhalten die drei besten Buchhandlungen 2019 (Foto oben)

  • die Buchhandlung Slawski aus Buchholz ("ein verwinkeltes bibliophiles Kleinod, die umliegenden Schulen werden hinreichend versorgt, hier wird sich Zeit genommen für die Kinder, die Kundschaft", so Juryvorsitzende Sandra Kegel)

  • der Taschenbuchladen aus Freiberg ("eine feste Größe in der Stadt, ein interessenübergreifendes Angebot, auch digital kommt der Buchsucher auf seine Kosten, große Lyriksammlung und Literaturverflimungen")

  • das Buchstäbchen aus Stuttgart ("ein Dreiklang aus klassischem Kinderbuch, Galerie und Veranstaltungen, von Märchenstunden bis zu Workshops")

Eine gute Buchhandlung biete Vertrautes und Überraschendes, die Buchhändler gäben hohes Engagement in ihre Sache, ihr Angebot sei qualitativ durchdacht, führte die Juryvorsitzende Sandra Kegel aus. "Über die Auswahl der besten Buchhandlungen lässt sich hingebungsvoll streiten ..." Viele Kriterien müsse die Jury bedenken: "Sticht das Angebot aus dem Einerlei heraus, welche Art der Beratung gibt es es, welche Veranstaltung, wie werden Kinder und unabhängige Verlage in den Blick genommen, wird die Umgebung der Buchhandlung einbezogen und und und ..." Keine leichte Aufgabe.

Straßen, die aufblühen

Moderator Thomas Böhm berichtete, wie er auf seinen Reisen immer bemerke, dass Buchhandlungen in Städten die Treffpunkte schlechthin sind. In Merzig habe er am Bahnhof die Buchhandlung Rote Zora gesucht: "Ach, sagten die Leute, gehen Sie einfach in die Stadt, das merken Sie sofort. Und tatsächlich, direkt neben dem Rathaus ist die Rote Zora, die jeder kennt." Dem schloss sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters uneingeschränkt an und ergänzte: "Es gibt Straßen, die endlich aufblühen, wenn eine Buchhandlung aufmacht - da trifft sich die ganze Straße und das Viertel, auch bei mir in der Nähe, und wir gehen am Wochenende gerne hin, oft bringt  irgendjemand Kuchen mit, das ist Heimat."

Kontroverse Auseinandersetzungen mit der Realität

Grütters ging am Vorabend des Staatsfeiertags 3. Oktober und mit Blick auf den 30. Jahrestag des Mauerfalls auf die Situation der Leser in der DDR ein. "Dort gab es heimliche Leser, die sich lesend widersetzt haben. Bücher bieten kontroverse Auseinandersetzungen mit der Wirklichkeit", was für jede Demokratie unverzichtbar sei. Immer wieder ging die Ministerin auf die nicht berechenbare Literatur ein, die überrasche. "Während die Algorithmen der Online-Händler sich auf Bestseller konzentrieren und Abweichendes eher ausblenden, lotsen Sie die Leser durch geistiges Neuland, durch liebevoll kuratierte Präsentationsflächen in Ihren Buchhandlungen – die 71000 Neuerscheinungen jährlich gingen unter, wenn Sie nicht Ihr Gespür entgegensetzten." Grütters bezeichnete die unabhängigen Buchhandlungen als "geistige Schatzkammern, die gerade außerhalb der Großstädte für die kulturelle Grundversorgung sorgen".

Damit das so bleibt, will Grütters den Deutschen Buchhandlungspreis fortsetzen. "Ich will nicht tatenlos zuschauen, wie Keimzellen der Debattenkultur verschwinden. Demokratie braucht Querdenker und Freigeister!" Die Unterstützung der unabhängigen Buchhandlungen durch die Gütesiegel im Wert von 850.000 Euro sei wichtig, "damit die Leser neugierig auf analoge Buchbegegnungen gemacht werden können". Sie freute sich, dass beim fünften Mal so viele Buchhandlungen aus dem ländlichen Raum dabei seien – und mehr als die Hälfte seien zum ersten Male dabei.

Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller konstatierte, dass der Buchhandlungspreis in den fünf Jahren seines Bestehens zu einer festen Größe geworden sei: "Er dient zur Festigung eines hervorragenden Distributionssystems. Es geht hier nicht nur um die finanzielle Unterstützung, sondern um die Wertschätzung gegenüber den Buchläden." Riethmüller merkte an, dass die Anzahl der Buchkäufer wieder um ein Prozent auf 29 Millionen gestiegen sei - "auch das ist ein Verdienst der hier anwesenden Buchhändler".

Fotos der Einzelpreisträger sehen Sie in unseren Bildergalerien.