Gegen die Anonymität
Der Ort von Brückners Geschichte ist ein Mietshaus, wie es in vielen Orten stehen könnte, der Held ein kleiner Junge, der sich auf seinem Weg durchs Treppenhaus nach oben viele Fragen stellt. "Die meisten Hausbewohner kennt er nur vom Sehen, aber die Kraft seiner Imagination ist viel stärker, und der Aufstieg im Treppenhaus wird zu einer Reise", so Börsenblatt-Redakteur und Juror Stefan Hauck in seiner Laudatio. "Hannah Brückner, die an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg Illustration studiert hat, inszeniert das Sich-Wegträumen als Leporello, von Seite zu Seite wächst die Geschichte nach oben, auf der einen Seite die nackte Realität, ein tristes, graues Treppenhaus – das Kinder aber erfahrungsgemäß nach dem Lesen des Bilderbuchs ganz schnell mit Buntstiften verschönern – , auf der anderen Seite eine Wunderwelt. Statt von Stufe zu Stufe erklettert er einen Baum, eine abenteuerliche Konstruktion, die aus Tausenden feinster Pünktchen besteht, die Brückner mit dem Rapidografen gezeichnet hat." Inmitten der Anonymität gebe es aber menschliche Bezugspunkte wie den tolle Geschichten erzählenden Nachbarn im 6. Stock oder die Spielkameraden im 7. Stock. Hauck dankte Brückner, "dass wir als Betrachter diesen Baum mit all seinen merkwürdigen, teils skurrilen Bewohnern mit erklettern konnten: Sie haben den Blick so geschärft, dass wir mit wacheren Augen durch unsere nächste Umgebung gehen."