Max Planck Digital Library Services (MPDL), im Auftrag von Projekt DEAL, und Springer Nature haben heute ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, das den Rahmen für die umfassendste Open Access-Vereinbarung weltweit definiert. Die endgültige Vereinbarung soll noch in diesem Jahr besiegelt werden.
Nach dem Vertrag zwischen DEAL und Wiley, der im Januar abgeschlossen wurde, ist die Vereinbarung mit Springer Nature der zweite Meilenstein in der Strategie der Wissenschaftsallianz (vertreten durch die Hochschulrektorenkonferenz), die digitalen Wissenschaftsjournale der drei größten Wissenschaftsverlage im Rahmen der Lizenzverhandlungen in ein Open-Access-Ökosystem zu überführen.
Die Gespräche mit Elsevier waren zuletzt ausgesetzt, aber das Unternehmen hat in jüngster Zeit in mehreren europäischen Märkten, unter anderem in Polen und Ungarn, Lizenzvereinbarungen getroffen, die auch den Verhandlungen mit dem deutschen DEAL-Projekt als Vorbild dienen können. In einer Studie hat Elsevier zudem untersuchen lassen, wie sich die Kündigung der über die Plattform Science Direct zugänglichen Elsevier-Inhalte auf die Arbeit von Forschern auswirkt. Fazit: Die Forschungsarbeit wird negativ beeinflusst. Die Ergebnisse der Studie könnten der Wiederaufnahme von Gesprächen mit der HRK bzw. dem Projekt DEAL wichtige Impulse geben.
Bekenntnis zu Open ScienceDas jetzt zum Ausdruck gebrachte Engagement von Springer Nature und Projekt DEAL, sich für das Prinzip einer offenen Wissenschaft einzusetzen, hat diese Einigung möglich gemacht: die Vision von Projekt DEAL, Open Access umfassend für die deutsche Forschung zu ermöglichen sowie die Position von Springer Nature als größtem OA-Verlag mit ausgewiesenem Know-how für transformative Vereinbarungen. Im Rahmen des kommenden Vertrags werden deutsche Forscherinnen und Forscher voraussichtlich weit mehr als 13.000 OA-Artikel pro Jahr veröffentlichen, die frei zugänglich von Studenten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Forscherinnen und Forscher weltweit gelesen, geteilt und verwendet werden können.
Die zweiteilige transformative Vereinbarung beinhaltet eine "reine OA"-Komponente und eine "Publish and Read"-Komponente. Damit können berechtigte Autoren in den OA-Zeitschriften von Springer Nature, dem größten OA-Portfolio der Welt mit über 600 Titeln, und in den mehr als 1.900 Hybrid-Zeitschriften von Springer Nature im Open Access veröffentlichen. Zusätzlich gewährt die Vereinbarung den teilnehmenden Institutionen dauerhaften Lesezugriff auf Inhalte in Springer-, Palgrave-, Adis- und Macmillan-Fachzeitschriften, die während der Vertragslaufzeit veröffentlicht werden.
• Laufzeit des endgültigen Vertrags: 2020 bis 2022, mit der Option einer Verlängerung bis 2023.
• Für 2020 basiert die "Publish and Read" (PAR)-Komponente auf dem Publizieren in OA von mindestens 9.500 Artikeln und gewährt teilnehmenden Institutionen dauerhaften Zugriff auf 1.900 Zeitschriften der Portfolios von Springer, Palgrave, Adis und Macmillan. Für Zugriff und OA-Publizieren in der PAR-Komponente wurde eine PAR-Gebühr von € 2.750 pro Artikel vereinbart.
• Springer Nature wird allen Institutionen für das OA-Publizieren in den BioMed Central und SpringerOpen Zeitschriften 20 Prozent Rabatt auf den Listenpreis anbieten; basierend auf dem Listenpreis von 2020 werden Erhöhungen der APC-Listenpreise nicht mehr als 3,5 Prozent pro Zeitschrift und Jahr betragen.
• Nicht enthalten in der PAR-Komponente sind Nature und Nature branded journals sowie reine Fachzeitschriften und Magazine, wie zum Beispiel ATZ und MTZ sowie Scientific American oder Spektrum der Wissenschaft.
• Teilnehmenden Institutionen wird außerdem während der Vertragslaufzeit Zugang zu Backfile-Ausgaben der enthaltenen Zeitschriften zurück bis 1997 gewährt.
• Springer Nature und Projekt DEAL arbeiten außerdem darauf hin, Lücken in Archivinhalten aller im Memorandum of Understanding berücksichtigten Zeitschriften von Springer Nature zu schließen.
Daniel Ropers, Chief Executive Officer von Springer Nature: „Es ist uns eine große Freude, mit Projekt DEAL an der Transformation des wissenschaftlichen Publikationswesens in Deutschland zu arbeiten. Es hat drei Jahre gedauert, zu dieser Vereinbarung zu kommen, was ihrem Umfang und ihrer Komplexität geschuldet ist – aber wir wissen die Führungsrolle der deutschen Wissenschaftseinrichtungen sehr zu schätzen und haben am Ende partnerschaftlich zu einer richtungsweisenden Lösung gefunden. Die gemeinsame Überzeugung, das Engagement und die Offenheit beider Gesprächsparteien hat eine Einigung ermöglicht, die für beide Nachhaltigkeit bringt: Für die deutsche Wissenschaft, weil sie Forscherinnen und Forscher in Deutschland – ob an kleinen oder großen Einrichtungen, ob aus den Naturwissenschaften, angewandten oder Geisteswissenschaften, ob mit oder ohne Fördergelder – die OA-Publikation bei uns eröffnet. Und für Springer Nature, weil sie schnelleres Wachstum unterstützt und unserer Führungsrolle in der Open Access-Transformation als Partner der Wissenschaftsgemeinschaft zugute kommt.”
Prof. Dr. Horst Hippler, ehemaliger Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Sprecher des Projektlenkungsausschusses und Verhandlungsführer von Projekt DEAL: „Wir freuen uns sehr, eine Einigung erreicht zu haben, die beide Kernziele von Projekt DEAL erfüllt: ein faires Preismodell und die Verschiebung in Richtung Open Access. Die lange Verlagsgeschichte von Springer Nature ist in der deutschen Wissenschaft hoch angesehen und mit dieser Vereinbarung erweist sich der Verlag als innovativer und offener Partner, bereit, die für Wissenschaft und Forschung besten Lösungen umzusetzen. Der entstehende Vertrag wird so wesentlich dazu beitragen, Forschung bezahlbar und nachhaltig zugänglich zu machen. Ich möchte den vielen Beteiligten an den Verhandlungen danken, sowie den hunderten wissenschaftlichen Einrichtungen – Universitäten, Bibliotheken, Forschungseinrichtungen – die Projekt DEAL ihr Vertrauen geschenkt und das Mandat für die Verhandlungen übertragen haben. Ich danke auch der Max-Planck-Gesellschaft für ihre Unterstützung – vor allem, aber nicht nur – in den operativen und rechtlichen Aspekten auf dem Weg zur Realisierung des Vertrags.“
Als Mitglied der das Projekt DEAL tragenden Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen hat die Max-Planck-Gesellschaft die MPDL Services GmbH eigens als von der Max Planck Digital Library operativ betriebene 100%ige Tochter der Gesellschaft gegründet, um auf Seiten von Projekt DEAL gegenüber den Wissenschaftsverlagen als zeichnender Partner zu fungieren und die Umsetzung der Vereinbarungen auf Seiten der deutschen Institutionen zu unterstützen.
Prof. Dr. Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft: „Angesichts des Umfangs der deutschen Forschungspublikationen in Springer Nature-Zeitschriften ist diese Einigung ein wichtiger Meilenstein für die Befreiung der Wissenschaft von den Bezahlschranken des Subskriptionsmodells, die die Arbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Forscherinnen und Forscher in unserer digitalen Welt schon viel zu lange behindern. Eine kostenneutrale transformative Vereinbarung mit einem so bedeutenden Verlag wie Springer Nature setzt einen neuen Maßstab für die akademischen Einrichtungen und Forschungsinstitute in der Open Access 2020 Initiative, und zeigt, dass zurzeit im Subskriptionssystem gebundene institutionelle Budgets umgewidmet werden und mehr Offenheit in die wissenschaftlichen Zeitschriften bringen können, die für Forscherinnen und Forscher den natürlichen Lebensraum bilden – auf dem Weg zu einem vollständig offenen Informationsumfeld.”
Frank Vrancken Peeters, Chief Commercial Officer von Springer Nature: „Springer Nature schließt seit 2014 transformative Vereinbarungen. Seitdem haben wir deren Effekt auf Open Access in der Forschung beobachtet und wissen, dass Open Access-Artikel häufiger zitiert und heruntergeladen werden und größere Wirkung erzielen. Deshalb sind wir überzeugt, dass diese Vereinbarung die Bezeichnung ‘transformativ’ verdient, und dass diese Einigung für die in Deutschland geförderte Forschung größere Sichtbarkeit und vermehrte Nutzung bringen wird. Der Umfang der Vereinbarung bedeutet zudem einen erheblichen Fortschritt für Open Science weltweit.”