Libris neue Lagerstrategie

Kleinere Verlage beklagen Auslistung

15. August 2019
Christina Schulte
Der Fakt ist nicht neu, bereits vor einigen Monaten hat Libri sein etwa eine Million Titel umfassendes Lager durchkämmt und alle Bücher, die sich in den vergangenen ein bis zwei Jahren nicht ein einziges Mal verkauft haben (rund 180.000 Titel), ausgelistet, sagte Libri-Chef Eckhard Südmersen auf Anfrage. Zielgröße seien 850.00 Titel. Die Verlage, vor allem kleinere, deren Titel ausgelistet wurden, merken das jetzt einerseits an mangelnder Sichtbarkeit, andererseits am Remissionsaufkommen.

"Wir haben im vergangenen Jahr ein starkes Wachstum im sogenannten „Middletail“ (das sind Titel, die im Ranking zwischen Position 400.000 und 800.000 stehen) registriert", so Südmersen. Auch dafür sei dieser Platz benötigt worden, das Lager weiter zu vergrößern hätte Libri jedoch nicht gekonnt. Südmersen verweist aber auch auf die Handlingskosten, die Libri für jeden einzelnen Titel allein getragen habe, etwa die Artikelidentifikation, Datenmanagement, Lagerung und Transport.

Die ausgelisteten Verlage beklagen jetzt vor allem, dass sie für den Buchhandel weniger sichtbar seien, so Björn Bedey, Mitglied im Sprecherkreis der IG Unabhängige Verlage (IGUV) im Börsenverein. Gleiches gelte für den Onlinehandel, dort würden die Titel bei den meisten Anbietern gar nicht mehr erscheinen. Außerdem habe die Zahl der Remissionen schlagartig zugenommen. Eine ausführliche Stellungnahme der IGUV lesen sie hier

Südmersen hat Verständnis für die Belange der Verlage, sagt aber auch: "Unsere Aufgabe ist es, den Handel in der Breite optimal zu versorgen. Der Versuch, nahezu alle Titel anzubieten, hat nicht überall zu Absatz geführt." Libri sei eben auch ein Händler, bei dem es nur Sinn mache, Titel zu führen, die sich auch verkaufen. Sein Unternehmen gebe immer noch den meisten Titeln eine Chance, weil es von allen Barsortimenten am breitesten aufgestellt sei. "Wir listen jede relevante Novität aus dem deutschen und internationalen Buchmarkt." Die Vormerkungen würden dann entscheiden, ob der Titel eingekauft werde oder nicht.

Zudem bestünde für die Verlage die Möglichkeit, ihre Titel kostenlos bei BOD listen zu lassen, die dann auch wieder besser sichtbar und leicht bestellbar würden. Libri plant Südmersen zufolge derzeit die BOD-Produktion Wand an Wand in Bad Hersfeld aufzubauen, der Bauantrag sei bereits eingereicht, der Spatenstich wird vor Weihnachten erwartet. "Im nächsten Schritt werden wir mit dieser Anbindung mehr als fünf Millionen Titel über Nacht liefern können", kündigt der Libri-Chef an.