„Die Aktion ist eine Kampagne für das Lesen und das Buch, keine Amazon-Kampagne", sagte Thalia-CEO Michael Busch. Die Stiftung Lesen und Amazon seien frühzeitig auf auf Thalia und die Mayersche zu gekommen und hätten gefragt, ob sie mitmachen wollten. "Wir fanden und finden die Idee gut und daher beteiligen wir uns" so Busch. Und weiter: "Wir wissen alle, dass wir wieder mehr Menschen zum Lesen bringen müssen. Wenn wir uns bei einer solchen Aktion für das Lesen nicht beteiligen würden, wäre das unglaubwürdig."
Busch zieht einen Vergleich zur Thalia-Kampagne „Welt, bleib wach“. Auch sie sei für alle offen, "die größeren Buchhändler sorgen für Schwungmasse und die kleineren und mittleren Buchhandlungen können mitmachen", sagte er. Seit dem Aufbau der Tolino-Allianz würde Thalia das Prinzip der Offenheit dort kultivieren und pflegen, wo es Sinn mache, Kräfte zu bündeln – "insbesondere bei für alle vitale Themen". Die Diskussion der letzten Tage sei für ihn "eine falsche". Wenn es um das Gewinnen neuer Leser geht, müsse man in der Lage sein, an einem Strang zu ziehen. "Warum regt man sich auf, wenn andere eine gute Idee haben? Eine Idee ist doch nicht dann nur gut, wenn sie von einem selbst kommt", so Busch.
Leseförderung ist mehr als ein Buch im Schrank!
Lese- und Literaturpädagog*innen betreiben keine finanzstarken Kampagnen für das Buch, sondern führen in vielen, vielen Workshops, Leseveranstaltungen, Multiplikatoren-Seminaren und Weiterbildungsangeboten nachhaltige Leseförderung mit kreativen Methoden durch.
Wir wissen also, wer sich da wem devot beugt. Um so unanständiger empfinde ich Herrn Buschs Ankündigung für 2020 ein Kooperationskonzept für kleinere Buchhandlungen zu erarbeiten, um "deren Überleben zu sichern".
Diese Ambitionen Thalias darf man getrost als "Bauernlegen" im freien Buchhande bezeichnen. Die Definition des Begriffs "Bauernlegen" googeln Sie bitte in der Wikipedia selbst. Der Begriff beschreibt aber ganz gut den gegenwärtigen Zustand der Arrondierungsbestrebungen Thalias, die sich vermutlich noch über die kommenden zwei bis drei Jahre hinziehen werden. Danach wird Thalia aufgrund teilweise sehr ineffizienter Investitionen finanziell völlig zerrüttet sein.
Es liegt dann an Amazon zwecks Übernahme der inzwischen 400 Thalia-Filialen ein entsprechendes Angebot zu unterbreiten und die "gelernte Marke" einfach als Basis für sein geplantes stationäres Buchhandelsnetz nutzen.
Herr Busch wird sich zu diesem Zeitpunkt entweder bereits im gut dotierten Ruhestand befinden oder noch eine Zeitlang als Frühstücksdirektor fungieren.
Es wird so kommen, weil Thalia aufgrund der enormen Markt- und Innovationskraft Amazons dieser auf Dauer nicht wird widerstehen können. Das wissen die Thalia-Manager längst und planen beizeiten.