"Es sind keine wirtschaftlichen Gründe, die mich zur Aufgabe zwingen. Der Wetzstein ist komplett schuldenfrei. Aber mit Blick auf die Veränderungen, die der stationäre Einzelhandel und damit auch der Buchhandel erlebt, halte ich es nicht für sinnvoll, das Geschäft weiterzuführen", begründet Susanne Bader ihren Schritt.
Die 68-jährige Buchhändlerin erwartet nicht, dass es angesichts des veränderten Einkaufsverhaltens zu einer Trendwende im Einzelhandel und in den Innenstädten kommt. "Um in den nächsten fünf Jahren zu bestehen, hätte ich mich mit voller Kraft hineinwerfen müssen. Das kann ich mit Blick auf mein Alter nicht mehr leisten", sagt Bader.
Eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger hat Susanne Bader nicht gefunden. "Es gab zwar Angebote, aber ich wollte nicht, dass der Charakter dieser besonderen Buchhandlung verändert wird", so Bader. Es sei ihr wichtig, dass das Bild der Buchhandlung so, wie sie ist, bewahrt wird. "Ein Jegliches hat seine Zeit. Es war eine wunderbare Arbeit, und ich möchte sie gut zu Ende bringen."
Mit der Schließung zum Jahresende verliert auch die Buchhandelskooperation 5plus, der aktuell acht Sortimente in Deutschland, Österreich und in der Schweiz angehören, ein Mitglied.
5plus sind derzeit
Buchhandlung Klaus Bittner, Köln
Buchhandlung Dombrowsky, Regensburg
Felix Jud Buchhandlung, Hamburg
Buchhandlung Lehmkuhl, München
Leporello – die Buchhandlung, Wien
Librium, Baden, Schweiz
Schleichers Buchhandlung Dahlem-Dorf, Berlin
Buchhandlung zum Wetzstein, Freiburg
Dieser Schritt ist sehr bedauerlich, eigentlich maximal deprimierend. Freiburg wird dadurch kulturell spürbar ärmer. Für mich war der Besuch der Buchhandlung zum Wetzstein ein wichtiger Grund, Freiburg 1-2 mal im Jahr zu besuchen, für dieses Jahr ist das schon fest eingeplant.
Was vom lokalen Handel übrig bleibt, wenn wir alle nur noch online unterwegs sind? Bitteschön: https://t1p.de/wl9p
Aus meiner Sicht zeigt die Schließung gerade dieser einzigartigen Buchhandlung die Dimension der Aufgabe, vor der wir als Branche stehen. Allein werden es Buchhändler offensichtlich nicht schaffen, die Begeisterung für „das Lesen“ und „das Buch“ an nächste Generationen weiterzureichen. Dafür bedarf es eines deutlich erweiterten Bewusstseins der Gesellschaft insgesamt. Rechtzeitig und deutlich bevor der Letzte die Ladentüre schließt, müssen die Folgen der aktuellen Veränderungen klar gemacht werden und die Frage geklärt, wer von uns da gegensteuern kann und ob man dafür noch Verlage, Buchhandlungen, Literaturfeste, Messeveranstalter, Preisstifter und Bibliotheken haben will.
Ich bedanke mich trotz dieser Fragen bei Frau Bader und all ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wie auch dem allzu früh verstorbenen Herrn Bader sehr herzlich für die einzigartige Handschrift des "Wetzsteins".
Wie ein/e potentielle/r NachfolgerInn allerdings das Geschäft weiterführen soll, ohne etwas zu verändern, bleibt wohl das Geheimnis von Frau Bader. Einerseits ist sie sich der Schwierigkeiten wohl bewußt, andereseits soll alles so bleiben wie es war.
Die Haltung, so einen Institution lieber zu schließen, als sie einem behutsamen Wandel zu unterziehen, finde ich irgendwie arrogant.