Neu in der Pressemitteilung zur Situation ist nur ein Absatz, der hat es aber in sich: "Der Buchlogistiker KNV verfügt über ein gutes tragfähiges Geschäftsmodell und genießt das Vertrauen im Markt. Dies stimmt den vorläufigen Insolvenzverwalter und die Geschäftsleitung zuversichtlich, dass es gelingen wird, die KNV-Gesellschaften mit Hilfe eines Investors zu erhalten und fortzuführen. Ein Verkaufsprozess, so Wahl, werde durchgeführt", heißt es darin. Das nährt die Gerüchte, nach denen hinter den Kulissen konkrete Verhandlungsgesprächen mit Investoren aus der Buchbranche laufen – und womöglich bereits fortgeschritten sind.
Denn, wie auf Börsenblatt Online berichetet, forciert Wahl keine Zerschlagung der KNV-Gruppe, sondern möchte nach wie vor die KNV-Gruppe als Ganzes erhalten und hat dafür eine sogenannte übertragende Sanierung im Sinn. Das bedeutet: Der Käufer übernimmt alles, was zum operativen Geschäft gehört (Aktiva), gründet damit eine neue Gesellschaft und macht weiter – befreit von den Altschulden. Ein Schuldenschnitt, könnte man sagen.
Bereits am vergangenen Donnerstag hatte KNV zum Pressetermin geladen. Der vorläufige Insolvenzverwalter Wahl machte – wie gemeldet − seine Strategie deutlich:
- Zunächst will er sich Klarheit über sämtliche Forderungen und Verbindlichkeiten der sieben insolventen Firmen der KNV-Gruppe verschaffen, en detail. Dieser Prozess soll bis etwa Mitte April abgeschlossen sein (siehe Archiv: Neue Regeln für offene Rechnungen und Gutschriften).
- Die Informationen, die er aus dieser Analyse gewinnt, bilden dann die Basis für sein Gutachten, das er beim Amtsgericht Stuttgart einreichen muss. Wahl geht darin auf die Finanzlage ein und beschreibt das Vermögen, will hier auch erstmals den Grund für die Insolvenz nennen (Überschuldung).
- Da KNV ab Mai die Gehälter für seine Mitarbeiter laut Insolvenzordnung wieder selbst zu tragen hat, will der vorläufige Insolvenzverwalter bis dahin möglichst alles geregelt haben: Das Gutachten soll Wahl zufolge spätestens Ende April fertig sein und dem Gericht vorliegen; das Gericht entscheide dann – voraussichtlich zum 1. Mai – ob das Verfahren eröffnet werde.
- Sobald das Insolvenzverfahren eröffnet ist – Wahl rechnet aktuell fest damit ("genügend Substanz ist vorhanden") –, können Gläubiger ihre Forderungen für die Insolvenztabelle einreichen. Spätestens drei Monate, in der Regel aber sechs bis acht Wochen nach Eröffnung findet laut Gesetz die erste Gläubigerversammlung statt. Derzeit geht Wahl von einem Termin Ende Juni/ Anfang Juli aus. Für ihn ist das zugleich der Zeitpunkt, über die Ursachen der Insolvenz zu sprechen – vorher nicht.
Auch in seiner aktuellen Pressemitteilung wiederholt Wahl die Aussagen der vergangenen Woche, zieht Bilanz: In den ersten Tagen eingetretenen insolvenzbedingten Verzögerungen seien inzwischen beseitigt und die Arbeitsabläufe bei KNV hätten sich normalisiert, wiederholt Wahl in der Pressemitteilung das Credo. "Ganz besonders wichtig ist, dass große und kleine Verlage sowie der Bucheinzelhandel wieder Vertrauen gefasst haben und die Verlage die Belieferung von KNV fortsetzen. Auch in der Verlagsauslieferung erfahren wir eine starke Loyalität unserer Verlagspartner. Damit haben wir einen wichtigen Etappensieg errungen. Ich habe selten so eine Verbundenheit und Treue sowie Solidarität einer Branche gesehen, wie sie im Buchmarkt der KNV-Gruppe entgegengebracht wurde."
Unterstützung durch den Börsenverein
Insbesondere sprach Wahl dem Börsenverein ein großes Lob und einen Dank aus: "Mit zum bisherigen Erfolg beigetragen hat maßgeblich auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter und Partnern der Kanzlei anchor eine Informationsreihe durch zahlreiche Städte in Deutschland für seine Mitglieder durchgeführt hat. Über 500 Teilnehmer waren den Informationsveranstaltungen gefolgt. Über 2.000 Anfragen gingen seit Mitte Februar 2019 bei der Rechtsabteilung des Börsenvereins ein", resümiert der Insolvenzverwalter.
Wahl verweist auf die Informationsmöglichkeiten auf der Leipziger Buchmesse, auf der KNV mit einem eigenen Stand vertreten sein wird.
KNV mit Stand auf der Frankfurter Buchmesse
Am 21. März stellt sich auch der vorläufige Insolvenzverwalter Tobias Wahl außerdem den Fragen der Börsenvereinsmitglieder auf der Leipziger Buchmesse. Sein Partner Martin Hörmann von der Kanzlei anchor und Christian Sprang, Justiziar des Börsenvereins werden bei der Veranstaltung des Börsenvereins im Congress Center Leipzig (CCL) ebenfalls teilnehmen.
Das FAQ des Börsenvereins zur KNV-Insolvenz zum Download (für Mitglieder).
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