In der Begründung der Jury heißt es: "Was bedeutet es, eine Deutsche zu sein? Nora Krug Erinnerungsbuch ist ein persönliches graphic Memoire, welches schmerzliche Identitätsfragen offenbart. Nora Krug wohnt seit Anfang des Jahrhunderts in New York und spürt den Verstrickungen ihrer Familie in die Geschichte des Dritten Reichs nach. Sie recherchiert in Archiven, sichtet Familienfotos, befragt 'verschollene' Verwandte und skizziert Objekte, die symbolisch für eine vergangene Zeit stehen. In diese großartig gezeichnete und beschriftete Collage webt sie Deutungen und Interpretationen ein, die helfen zu verstehen, was gewesen ist.
Das Ergebnis ihrer Suche ist ein Buch, das wie ein handgeschriebenes Album wirkt. Die Autorin, die Professorin für Illustration ist, hat mit dem Material, das sie gefunden hat, sowie mit eigenen Illustrationen ein Bilderbuch gestaltet, das einen sehr persönlichen Blick auf das Leben im Nationalsozialismus und in den Kriegsjahren wirft und auf diese Weise anschaulich einen Zugang zu dieser Geschichte ermöglicht."
Der Jury zufolge rege das Buch an, sich die eigene Familiengeschichte bewusst zu machen, es informiere über die deutsche Geschichte im vergangenen Jahrhundert und reize seine Leser, die Frage: "Was ist deutsch?" für sich selbst zu beantworten: "Heimat gibt es nicht 'objektiv'. Heimat erschließt sich persönlich in der Begegnung mit der eigenen Familiengeschichte. Sie taucht auf im Blick auf die Orte der Kindheit, in Gegenständen, Worten und Gesten vertrauter Menschen."
Zur Autorin:
Nora Krug wurde 1977 in Karlsruhe geboren und studierte später Bühnenbild, Dokumentarfilm und Illustration in Liverpool, Berlin und New York. Sie ist Fulbright-Stipendiatin und erhielt zahlreiche Preise und Förderungen. Krug ist Professorin für Illustration an der “Parsons School of Design” in New York und lebt in Brooklyn.