KNV hat unsere Solidarität verdient. Trotz der Größe ist KNV ein familiäres Unternehmen, das im Umgang mit seinen Kunden immer persönlich und menschlich agiert hat. KNV hat sich dem Buchhandel gegenüber auch oft solidarisch gezeigt, war immer großzügig und hatte die Machbarkeit im Blick. Wir alle sollten deshalb weiter bei KNV bestellen – und natürlich unsere ausstehenden Rechnungen bezahlen. „Von Herzen bitten wir Sie: Halten Sie uns die Treue“, hat KNV seinen Buchhandelskunden gestern geschrieben. Da bin ich gern dabei!
Ich glaube auch, dass KNV unternehmerisch eigentlich alles richtig gemacht hat. Der größte Fehler war aus meiner Sicht, im Weihnachtsgeschäft 2014 von Stuttgart auf Erfurt umzustellen. Die Inbetriebnahme kann man nur als gescheitert bezeichnen – aber wir Buchhändler haben es überlebt. Wir handeln schließlich nicht mit lebensnotwendigen Medikamenten.
Jetzt erleben wir, dass sich die Meldenummer 15 häuft, also „kurzfristig nicht am Lager“. Ich kann nur an alle Verlage appellieren, KNV weiter zu beliefern. Solidarisch und loyal wäre es, wenn jetzt auch die Verlage zu KNV halten würden. Wir sitzen alle im gleichen Boot und müssen KNV jetzt retten. Denn: KNV ist systemrelevant.
Der springende Punkt ist der Bücherwagendienst, die Übernachtlieferung der Barsortimentsware ist die Schlüsselfunktion der Branche. Für den Bücherwagendienst gibt es keinen Ersatz und keinen Plan B. Und auch da sitzen über die Beischlüsse alle in einem Boot. Alle Touren sind genau getaktet, die Fahrer haben Schlüssel für die Buchhandlungen – wie wollte man das in einem überschaubaren Zeitrahmen neu organisieren?
Deshalb muss der Insolvenzverwalter jetzt dringen grünes Licht für den Weiterbetrieb geben. Der den Subunternehmen, die KNV im Bücherwagendienst einsetzt, zusichert, dass sie ihre Kosten erstattet bekommen. Der die Zahlungen an die Verlage regelt. Jeder Tag zählt. Und ich kann nur an alle Kollegen appellieren, nicht in Panik zu geraten und das Barsortiment zu wechseln. Damit würde man das System nur noch mehr schwächen.
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Er jammert nicht und sieht auch nicht alles zu schwarz.
Mehr Solidarität bedeutet in erster Linie, dass Verlage und Buchhandlungen jetzt mehr zu KNV zusammenhalten sollten.
Und dies ist jetzt besonders wichtig, weil ja der Betrieb von KNV weiterlaufen soll.
Der Insolvenzverwalter soll wissen, dass KNV weiterhin benötigt wird und dies kann man nur dadurch zeigen, dass die Buchhandlungen und Verlage dies auch aktiv unterstützen.
Da sollten jetzt starke Signale aus der ganzen Buchbranche kommen.
Vielleicht sollten die Buchhändler auch an das denken und jetzt direkt bei den kleinen Verlagen bestellen, sonst wird es viele von denen bald nicht mehr geben.
Als Kleinverlag haben wir das nicht im Kreuz. Meine Solidarität mit KNV hält sich in finanzieller Hinsicht sehr in Grenzen: Ich habe keine Altersvorsorge (wirft der Verlag immer noch nicht ab), es gibt keine nennenswerten Rücklagen, eine Warenkreditverischerung haben wir entsprechend auch nicht. So dünn sieht das hier aus.
Mit meinem Verlag hat sich noch niemand solidarisiert, Thalia & andere Filialisten ignorieren uns wo es nur geht (und sie bekommen trotzdem weiter Novitäteninfos von uns, klar!), KNV listet langsam drehende Titel stillschweigend aus, um anschließend ein Angebot für den hauseigene Print-On-Demand-Service für diese Titel zu unterbreiten. Das ist....
Deswegen: Die unbezahten Bücher zurück und aktuell Lieferung nur gegen Vorkasse - es sei denn, es werden rechtsverbindliche Zahlungsgarantien zu den alten Bedingungen gegeben.
Liebe Buchhandlungen: Kauft bei den Verlagen bzw. deren Verlagsauslieferungen direkt!
Das kann der Anfang einer wunderbaren neuen Kundenbeziehung werden.
Bisher haben wir Kleinverlage Euch Buchhandlungen ja gar nicht gekannt, da Ihr nur übers Barsortiment gekauft habt. Wir wussten, dass es Euch gibt, aber nicht, dass Ihr unsere Produkte kauft.
Bedauerlich ist nur, dass KNV zur Zeit bei wichtigen Standardtiteln die Meldenummer 15 anzeigt. Das ist wohl auf eine zur Zeit nicht stattfindende Belieferung durch zahlreiche Verlage zurückzuführen.
Hoffentlich kommt der Insolvenzverwalter in Kürze zur Definition der Insolvenzmasse, damit Verlage wieder rechtssicher unter Eigentumsvorbehalt liefern können. Vorkasse wird nicht die Lösung sein, da es KNVs Liquidität noch weiter senkt.
Ich stimme Ihnen als Buchhändler und Antiquar uneingeschränkt zu. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß "Kollegen" (die Mehrheit des Personals in den Läden sind doch keine ausgebildeten Buchhändler, sondern Aushilfen) überhaupt wissen, wie Direktbestellung geht. Was das Barsortiment nicht hat, gibt es nicht, wird doch der Kunde im Alltag in Richtung Amazon seit Jahrzehnten des Ladens verwiesen.
Übrigens antiquarische Titel werden von Buchhändlern kaum über die Plattformen https://www.antiquario.de oder https://antiquarischerbuchservice.de/ bestellt, sondern über Amazon Marktplace. Wenn ich dem Händler versuche zu erklären, daß ich es als unkollegial und als Schädigung der ganzen Branche empfinde, wenn ein Buchhändler über Amazon Bücher bestellt, ernte ich nur völlige Unverständnis.
Wenn ich einige Tage in irgendeiner Stadt bin, mache ich oft folgenden Test: Ich frage bei einer örtlichen Buchhandlung nach einem vergriffenen Titel, der bei Amazon für 0,20 bis 0,50 Cent angeboten wird. Der Kollege bietet mir das Buch für 1,50 an. Drei Tage später hole ich es tatsächlich für 1,50 ab. Hätte ich es direkt bestellt, so wären 3,20 bzw. 3,50 fällig. So aber "freue" ich mich, daß der Kollege die drei Euro Porto übernahm.
Ich kann angesichts der Unfähigkeit des örtlichen Buchhandels und der teilweisen Arroganz die manche Barsortimente an den Tag legten verstehen, wenn sich Verlage aus diesem System verabschieden und Amazon Marktplace Händler werden und allein dort ihre Bücher anbieten, was ja leider zunimmt.