Münchener Appell der deutschen Literatur- und Sachbuchverlage

"Die europäische Kreativwirtschaft braucht ein faires Urheberrecht"

24. Januar 2019
Redaktion Börsenblatt
Die deutschen Literatur- und Sachbuchverlage verabschiedeten anlässlich ihrer Jahrestagung in München heute einen Appell an Bundesregierung, Europäischen Rat und Europäisches Parlament, in dem sie ein faires Urheberrecht einfordern. Damt reagieren sie auf die Verzögerung im Gesetzgebungsprozess zur EU-Richtline zum Urheberrecht.

Das teilte der Börsenverein mit. Der Gesetzgebungsprozess zur EU-Richtlinie zum Urheberrecht im Digitalen Binnenmarkt ist in der entscheidenden Phase ins Stocken geraten (siehe Archiv: "Kein Kompromiss in Sicht"). Die Mitgliedsstaaten konnten sich bisher nicht auf einen gemeinsamen Vorschlag einigen. Bei den Verhandlungspartnern unstrittig sei die für die Buchbranche zentrale Regelung, mit der die Beteiligung der Verlage an den Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften wieder eingeführt werden soll. Uneinigkeit herrsche vor allem bei den Modalitäten, wie Kreative und andere Rechteinhaber entlohnt werden sollen, wenn ihre Werke auf Internetplattformen genutzt werden. Da in wenigen Wochen die aktuelle Legislaturperiode des Europäischen Parlaments ende, sei somit wegen eines letzten Streitpunktes der Abschluss des gesamten Gesetzgebungsverfahrens in Gefahr, so der Börsenverein.

Die deutschen Literatur- und Sachbuchverlage hätten anlässlich ihrer Jahrestagung heute in München folgenden Appell an Bundesregierung, Europäischen Rat und Europäisches Parlament verabschiedet:

"Die europäische Kreativwirtschaft kann nicht länger auf ein faires Urheberrecht warten! Lassen Sie den für alle Kulturschaffenden entscheidenden Prozess nicht auf den letzten Metern scheitern. Stellen Sie mit der Reform endlich die Weichen für sinnvolle Regeln im Internet: Sorgen Sie dafür, dass Kreativschaffende und ihre Partner fair für ihre Leistungen bezahlt werden. Dazu gehört auch, dass Verlage in Deutschland endlich wieder an den Erlösen aus Nutzungen der von ihnen verlegten Werke beteiligt werden können. Die überwiegend kleinen und mittelgroßen deutschen Buchverlage brauchen die Beteiligung dringend, wenn sie auch weiterhin in Vielfalt und Qualität investieren sollen. Die Rechteinhaber haben sich in den Verhandlungen auf teilweise schmerzhafte Kompromisse eingelassen. Eine solche Kompromissbereitschaft erwarten wir nun auch von den Regierungen der Mitgliedstaaten bei den wenigen noch offenen Fragen."

Rund 150 Vertreterinnen und Vertreter aus Literatur- und Sachbuchverlagen sowie Buchhandlungen sind heute (24. Januar) zur Jahrestagung der Interessengruppe Belletristik und Sachbuch des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in München zusammen gekommen. Zum Jahresauftakt diskutieren sie über aktuelle Themen aus Politik, Kultur und Branche.