Postkartenaktion der IG Meinungsfreiheit im Börsenverein

"We stand with you"

10. Dezember 2018
Redaktion Börsenblatt
Weihnachtspost kann die Branche diesmal auch an inhaftierte Kollegen in aller Welt schicken. Mit einer Kartenaktion will die IG Meinungsfreiheit Solidarität zeigen und aktuell vor allem zwei Verleger unterstützen: Yao Wentian in China und Osman Kavala in der Türkei.

Verleger und Autoren werden in vielen Ländern der Welt drangsaliert, verfolgt, ins Gefängnis geworfen. Was können andere für sie tun? "Das Wichtigste: Helfen Sie mit, dass diese Menschen nicht vergessen werden. Schreiben Sie Briefe, lesen Sie ihre Bücher": Das betonte "Welt"-Journalist Deniz Yücel jüngst auf der Frankfurter Buchmesse. Yücel war selbst ein Jahr lang ­wegen angeblicher "Terrorpropaganda" in der Türkei inhaftiert und bekam viel Unterstützung von außen, auch von Menschen, die ihn gar nicht kannten: "Diese Solidarität hat mir Kraft gegeben."

Inhaftierten Kollegen Kraft zu geben – diese Chance haben jetzt auch deutsche Buchhändler und Verleger mit einer Postkartenaktion der Interessengruppe Meinungsfreiheit im Börsenverein. Sie können einen Weihnachtsgruß ins Gefängnis schicken. Eine vorbereitete Postkarte liegt der aktuellen Börsenblatt-Ausgabe vom 6. Dezember bei (weitere Karten bei John Steinmark vom Börsenverein, steinmark@boev.de, solange der Vorrat reicht).

"Für inhaftierte Kollegen ist es oft eine enorme, ja existenzielle Hilfe, Post aus dem Ausland zu bekommen", betont der Berliner Verleger Christoph Links, Sprecher der IG Meinungsfreiheit: "Das zeigt nicht nur den Betroffenen, dass sie nicht vergessen sind, sondern macht auch der Gefängnisleitung deutlich, dass die Situation der Gefangenen unter internationaler Beobachtung steht. Allein dies hat in vielen Fällen schon zu Haftverbesserungen geführt."

Vor allem zwei Verleger brauchen im Moment die Solidarität der internationalen Buchbranche, wie die IG Meinungsfreiheit in ihrem Aufruf deutlich macht:

  • Yao Wentian, China. Der Verleger wurde wegen der Veröffent­lichung dissidentischer Literatur zu zehn Jahren Haft verurteilt. Trotz einer schweren Herzkrankheit wird dem 78-Jährigen die dringend erforderliche medizinische Behandlung verweigert. Der frühere Chefredakteur der Hongkonger Morning Bell Press hat Literatur von und über chinesische Dissidenten verlegt. Er wurde im Oktober 2013 verhaftet – offiziell, weil er den Import von Farbe nicht beim Zoll angegeben hat. 

  • Osman Kavala, Türkei. Der Verlagsgründer und Menschenrechtsaktivist ist vor über einem Jahr am Flughafen in Istanbul verhaftet worden und sitzt seitdem ohne jede Anklage im Hochsicherheitsgefängnis Silivri. Er ist Vorsitzender des Vereins Anadolu Kültür, der Kulturzentren in der Türkei betreibt und die Versöhnung zwischen Türken und Armeniern fördert. Kavala hat zudem den Verlag İletişim Yayınları mitgegründet, der unter anderem Bücher zu Tabuthemen der türkischen Gesellschaft publiziert. Und er ist Vorstandsmitglied des Aras Verlags, spezialisiert auf armenische Literatur.

"We stand with you": Alle, die diesen beiden Verlegern und anderen Betroffenen aus der Buch- und Medienwelt zeigen wollen, dass sie im Gefängnis und selbst in Einzelhaft nicht allein sind, können mit der Aktion der IG Meinungsfreiheit einen Weihnachtsgruß senden. 

Und so geht's

  • Der Börsenblatt-Ausgabe 49 liegt eine fertig adressierte Postkarte an Yao Wentian oder Osman Kavala bei. Einfach einen persönlichen Gruß auf Englisch auf die Karte schreiben ("Greetings", "Regards", "Best wishes from Berlin, Hamburg, Munich ...", Max Mustermann, German publisher / bookseller etc.), mit 90 Cent frankieren und in den Briefkasten werfen.
  • Wer möchte, kann aber auch Ansichtskarten aus der eigenen Heimatstadt nutzen, "da sie die Vielfalt des internationalen Interesses sinnfällig vor Augen führen", wie es Verleger Christoph Links formuliert. Die Adressen von Yao Wentian und Osman Kavala sind hier zu finden.

Auch in Weißrussland, Myanmar, Ägypten und anderen Ländern werden Verleger und Buchhändler verfolgt und inhaftiert. Aktuelle Fälle mit Adressen für Protestbriefe und Solidaritätsgrüße listet die Börsenvereinswebsite www.wort-und-freiheit.de auf.