Mit Rosemarie Tietze werde "eine der profiliertesten Literaturübersetzerinnen in Deutschland" ausgezeichnet, wie die Preisstifter mitteilten. Sie gebe den russischen literarischen Werken in ihren Übersetzungen ins Deutsche eine beispielhafte sprachliche Gestalt und mache sie damit zu einem Kunstwerk eigenen Ranges. "Dem Autor verpflichtet, will ihre Übersetzung der sprachlichen Vielfalt des Originals entsprechen. Sie dient somit der Pflege der Vielfalt der deutschen Sprache. Selbst bezeichnet sie ihre Arbeit als Pfadfinderei an der Sprachgrenze", heißt es weiter.
Rosemarie Tietze wurde 1944 in Oberkirch/Schwarzwald geboren, studierte Theaterwissenschaft, Slawistik und Germanistik in Köln, Wien und München. Zu Forschungszwecken weilte sie ein Jahr in Moskau. Sie absolvierte ein Zweitstudium als Übersetzerin und Dolmetscherin für Russisch. Mehr als zwanzig Jahre war sie als Dozentin am Münchner Sprachen- und Dolmetscherinstitut tätig sowie Initiatorin des 1997 gegründeten Deutschen Übersetzerfonds und bis 2009 dessen Vorsitzende. Die hieraus hervorgegangene Akademie der Übersetzungskunst verdankt ihr entscheidende Impulse.
Das übersetzerische Oeuvre von Rosemarie Tietze reicht von Vladimir Nabokov, Boris Pasternak, Jewgeni Popow, Ljudmila Petruschewskaja, der Neuübersetzung von Lew Tolstois Anna Karenina (2009), Fjodor Dostojewski Der Großinquisitor (1981), Boris Schitkow Wiktor Wawitsch (2003) bis zu Andrej Bitow, dem zentralen Autor ihrer Werkbiografie. Aktuell ist bei Suhrkamp der von ihr neu übersetzte und umfassend kommentierte Band "Krieg im Kaukasus" mit Texten von Lew Tolstoi erschienen.
Die Verleihung des Stahl-Literaturpreises 2018 der Stahlstiftung Eisenhüttenstadt ist am 8. November, um 19:00 Uhr im IPS-Technologiezentrum Eisenhüttenstadt. Rosemarie Tietze wird aus dem Band "Krieg im Kaukasus" lesen. Die Berliner Autorin Katja Lange-Müller moderiert die Veranstaltung.
Zum Preis
Die Stahlstiftung Eisenhüttenstadt wurde 2004 von ArcelorMittal Eisenhüttenstadt ins Leben gerufen. Sie widmet sich vornehmlich der Förderung von Projekten aus Kunst und Kultur, Wissenschaft und Bildung. Seit 2005 vergibt die Stahlstiftung den mit 10.000 Euro dotierten Stahl-Literaturpreis.
Bisherige Preisträger waren Wladimir Kaminer, Walter Kempowski, Kerstin Hensel, Jenny Erpenbeck, Clemens Meyer, Thomas von Steinaecker, Kathrin Schmidt, Günter de Bruyn, Nadja Küchenmeister, Birk Meinhardt, Richard Schröder, Thea Dorn und Juli Zeh.