Die Preisträger wählte ein Kuratorium von Fachleuten unter Vorsitz von Kunstministerin Eva-Maria Stange aus. Die Preise werden am 19. Januar 2019 in Kamenz im Rahmen der 52. Lessingtage an die drei Preisträger feierlich übergeben.
Marcel Beyer, 1965 in Tailfingen (Baden-Württemberg) geboren und seit 1996 in Dresden lebend, hat sich als Autor in den verschiedensten Genres erfolgreich profiliert. 2016 wurde ihm der Georg-Büchner-Preis verliehen. Sein wohl erfolgreichster, in Dresden spielender Roman "Kaltenburg" (Suhrkamp, 2008) wurde dafür gerühmt, dass sich Beyer in einer Prosa feinster Andeutungen als meisterhafter Beobachter menschlicher Lebensläufe erweist, in denen deutsche Geschichte sichtbar wird. Dieses literarische Prestige hinderte Beyer nicht, in jüngster Zeit Karl Jaspers' Frage vom November 1931 nach der geistigen Situation der Zeit aufzunehmen und angesichts aktueller Gefährdungen so prinzipiell wie leidenschaftlich zu fragen: "An welcher letzten Grenze kommt das Menschliche abhanden?" Wenn Goethe in seinen letzten Lebensjahren forderte: "Ein Mann wie Lessing täte uns not", so vermag kaum ein Schriftsteller unserer Zeit dieser Mahnung so zu entsprechen wie Marcel Beyer, so in der Begründung der Jury.
Förderpreise an Anja Kampmann und Bettina Wilpert
Neben dem Hauptpreis werden auch zwei Förderpreise zum Lessing-Preis verliehen, mit denen vielversprechende Anfänge auf diesen Gebieten öffentlich anerkannt werden sollen.
- In dichter poetischer Sprache erzähle die Lyrikerin Anja Kampmann, geb. 1983, in ihrem ersten Roman "Wie hoch die Wasser steigen" (Hanser) von einer bodenlosen Arbeitswelt, dem dadurch aufgezwungenen Nomadentum und dem Verlust selbst des Gefühls für Heimat. In starken Bildern beschreibe sie die Suche nach dem eigenen Leben, das nicht nur gefunden, sondern vollkommen neu definiert werden muss.
- Bettina Wilpert, geb. 1989, ist in Altötting aufgewachsen und lebt in Leipzig. 2018 erschien ihr Debütroman "Nichts, was uns passiert" (Verbrecher Verlag). Der Roman arbeite heraus, wie unterschiedlich eine Vergewaltigung wahrgenommen und bewertet werden kann. Durch die #MeToo-Debatte zusätzlich aktuell geworden, führe Wilperts Roman beklemmend und faszinierend zugleich vor, was Literatur leisten kann: wie sie klarer sehen lässt, wenn sie den Bruch vom normalen ins zerstörte Leben von allen Seiten beleuchtet.
Zum Preis
Der Lessing-Preis des Freistaates Sachsen wird seit 1993 alle zwei Jahre, in der Regel am 21. Januar, dem Vorabend des Gerburstages Gotthold Ephraim Lessings, in Kamenz verliehen. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten, deren Werk in der von Lessing geprägten geistigen Tradition steht und die für die deutschsprachige Literatur oder das deutschsprachige Theater Herausragendes geleistet haben.
Der Hauptpreis ging zuletzt an Kurt Drawert (2017), Carolin Emcke (2015), Volker Lösch (2013) und Monika Maron (2011).