Stellen Sie sich vor, alle um Sie herum unterhalten sich begeistert über den neuesten Bestseller und Sie können nicht mitreden. Für Sie ist das Buch erst Wochen oder sogar Monate später zugänglich. Dann sind die Gespräche um Sie herum längst Schnee von gestern. So oder so ähnlich ergeht es blinden und sehbehinderten Menschen, wenn Bücher nicht von Haus aus barrierefrei publiziert werden. Das E-Book kann alles ändern – aber nur, wenn es barrierefrei produziert ist!
E-Books stellen für blinde und sehbehinderte Menschen ein enormes Potenzial dar. Mithilfe assistiver Technologien, wie elektronischen Braille-Zeilen oder Screenreadern, können blinde Menschen digitale Texte einfach und selbstständig mit den Fingern lesen oder sich die Inhalte per Sprachausgabe vorlesen lassen.
Damit ein E-Book mit assistiven Technologien bedienbar ist, müssen die Inhalte des E-Books semantisch ausgezeichnet sein. Umfassende Navigationsmöglichkeiten und Alternativbeschreibungen für visuelle Abbildungen ermöglichen ein vollständiges, aber auch selektives Lesen.
Das E-Book-Format EPUB3 bringt beste Voraussetzungen für die Einhaltung dieser und weiterer Anforderungen mit und wird bereits von vielen Verlagen genutzt. Von hier ist der Weg zum barrierefreien E-Book nicht mehr weit, wenn die Vorteile des Formates voll ausgeschöpft werden.
Die Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB) beschäftigt sich bereits seit 1894 mit der Aufbereitung und Bereitstellung von Literatur für blinde und sehbehinderte Menschen.
Mit ihrem aktuellen Projekt „BACC – Born Accessible Content Checker“ möchte die DZB Verlage unterstützen, Inhalte zu publizieren, die von Beginn an für jedermann zugänglich sind. Mit dem kostenfreien webbasierten Prüfwerkzeug "BACC" können EPUB-Publikationen einfach und schnell auf Barrierefreiheit getestet werden. Dabei liefert BACC anwendungsbezogene Optimierungshinweise und unterstützt die Qualitätssicherung barrierefreier E-Books.
Zudem bietet die DZB individuelle Beratungen rund um das inklusive Publizieren für Verlage an und richtet diverse Informationsveranstaltungen aus – so auch bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse.
Barrierefreiheit muss in den Qualitätsanforderungen aller elektronischen Publikationen verankert werden! Viele engagierte Verlage haben die Vorteile von Barrierefreiheit bereits erkannt und unterstützen die DZB bei der Entwicklung des BACC-Prüfwerkzeuges, so zum Beispiel Diogenes, De Gruyter und der Aufbau Verlag.
Und das Engagement lohnt sich – nicht nur für die blinden und sehbehinderten LeserInnen – sondern auch für die Verlage selbst. Denn ein barrierefreies E-Book bringt nicht nur eine Vergrößerung der potentiellen Zielgruppe mit sich, sondern auch eine verbesserte Datenqualität und eine optimierte Handhabbarkeit für alle NutzerInnen.