Tübinger Memorandum: Offener Brief an die Politik

Autoren fordern Verlagsförderung

6. September 2018
Redaktion Börsenblatt
Zwei Kulturwissenschaftler haben in einem offenen Brief an Bund und Länder die Politik zu einer strukturellen Verlagsförderung aufgerufen. Beide Absender sind Autoren des wirtschaftlich bedrohten Tübinger Verlags Klöpfer & Meyer. Etwa 100 weitere Autorinnen und Autoren haben das Memorandum mitunterzeichnet.

Unter dem Titel "Tübinger Memorandum: Wider das Sterben der Verlage, für Diversität der Literatur und Buchkultur" werten Hermann Bausinger und Thomas Knubben, zwei Kulturwissenschaftler aus Tübingen und Ludwigsburg, die Krise von Klöpfer & Meyer als "ein ernstes Alarmzeichen". Es zeige eine bedrohlich zunehmende Konzentrationsbewegung im Verlagswesen. "Die Diversität der Literatur droht aufgerieben zu werden im Sog von reiner Marktmacht und Marktgängigkeit", schreiben die Professoren. Der Markt selbst könne dieses "ästhetische und ordnungspolitische Problem" nicht lösen.

Das Memorandum fordert die Kulturpolitik der Länder dazu auf, dem Engagement von Kulturstaatsministerin Grütters, die unlängst einen Preis für ausgezeichnete unabhängige Verlage angekündigt hatte, zu folgen und eigene Anstrengungen zur Verlagsförderung zu unternehmen. Konzepte aus Österreich und der Schweiz, heißt es in dem offenen Brief, "könnten als Benchmarking für entsprechende Initiativen" dienen.

Bausinger und Knubben regen überdies an, eine ausreichende Datenbasis und -analyse für wirksame politische Interventionen zu schaffen. Es brauche "aktuelle Erhebungen und einen neuen umfassenden Report über die zu erwartenden Entwicklungen im Literaturbetrieb und Verlagswesen".

Das Tübinger Memorandum im Wortlaut ist hier als pdf angefügt.