Ihr beruflicher Werdegang hat die 35-Jährige bereits quer durch die Republik geführt – von Ost nach West, von Nord nach Süd, immer der Spur der Bücher folgend: "Dass ich schon für die Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin von meiner Heimatstadt Berlin nach Frankfurt am Main gegangen bin und auch anschließend meinen Weg immer von den Verlagen und nicht von der Gegend abhängig gemacht habe, kommt mir heute zugute", stellt Maria Leucht fest, "denn ich kenne die Buchhandlungen vor Ort, verbinde Gesichter mit den Namen."
Die Vertriebsleiterin im Frankfurter Verlag Schöffling & Co. pflegt diese Kontakte leidenschaftlich gern und baut sie stetig aus. So wie kürzlich, als sie im Sommerurlaub mal wieder in Hamburg Station machte: Den Bummel entlang der Alster genoss sie genauso wie die Besuche in den Buchhandlungen der Hansestadt, von den traditionsreichen Läden in der City über Stadtteilbuchhandlungen und Concept Stores in den In-Vierteln bis zu den mit großem Engagement geführten Sortimenten an der Peripherie. "Im persönlichen Gespräch kann man Buchhändler für sich gewinnen. Sie finden es ebenso charmant wie ich selbst, zu wissen, wer hinter dem Namen steckt", weiß Leucht. Dank ihrer eigenen, langjährigen Erfahrung im Buchhandel kann sie sich gut in ihr Gegenüber hineinversetzen.
Die Ausbildung im Suhrkamp Verlag, damals noch in Frankfurt ansässig, ermöglichte es ihr, alle Abteilungen und Strukturen der Verlagsarbeit kennenzulernen. Besonders faszinierte sie der Suhrkamp Theater Verlag. Ihr nächster Schritt führte sie zum Studium an die Universität Leipzig. "Die Welt ist eine Bühne. Die Theaterwissenschaft ist interdisziplinär und hat meinen Horizont erweitert", beschreibt Maria Leucht diese Zeit, in der sie diverse Praktika an Theatern absolviert und sogar in der Dramaturgie des Schauspiels Frankfurt hospitiert hat. Über Jobs im Buchhandel finanzierte sie derweil ihr Studium.
Nach dem Abschluss zog es sie zurück in die Verlagswelt. Da ihr "das Verkaufen einfach immer Spaß gemacht hat", startete sie 2011 bei Bloomsbury in Berlin als Vertriebsassistentin. Hier, ebenso wie bei Kunstmann in München, wo sie im Jahr darauf eine weitere Vertretung übernahm, habe sie besonders am Anfang vor großen Herausforderungen gestanden, erinnert sich Maria Leucht. "Dass ich plötzlich über Konditionen verhandeln sollte, war für mich wie ein Sprung ins kalte Wasser. Aber ich bin glücklicherweise Menschen begegnet, die mir Chancen gegeben haben, mich zu beweisen." Die erste Gelegenheit bot sich Anfang 2015 im mareverlag als Vertriebsleiterin Bereich Buch. "Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht", blickt Leucht auf diese Zeit zurück. Einige "ihrer" Titel schafften es auf die Bestsellerliste und mehrere erfolgreiche Buchhandelsaktionen waren für Leucht der Beweis, auf dem richtigen Weg zu sein.
2017 folgte dann der nahtlose Übergang zum Verlag Schöffling & Co. – als Leiterin Vertrieb und Marketing, erstmals eine unbefristete Stelle. "Mir ist es wichtig, dass ich mich mit dem Programm identifizieren kann. Ich will hinter jedem einzelnen Buch stehen. Das ist hier machbar und wir sind ein tolles Team", betont Maria Leucht. In diesem Herbst erscheinen zehn neue Buchtitel, sechs Kalender und eine CD bei Schöffling, für deren Sichtbarkeit im Handel sich Leucht mit ganzer Kraft einsetzt. "Im Vertrieb ist immer etwas los: intern, extern, innerhalb der Branche – hier ist ständig Bewegung", beschreibt sie ihren Arbeitsplatz, für den sie "viel auf Achse" ist, etwa auf Messen und Buchausstellungen von Hannover bis Wien. "Es ist schön, sich dem Leser dort direkt zu präsentieren. Das ist unsere kleine Marktforschung", so Maria Leucht über die Gelegenheit zum Gespräch. Nicht zuletzt bietet sich hier immer wieder ein Anlass, lieb gewonnene Wegbegleiter zu treffen. "Ich trenne Berufliches und Privates nicht so sehr. Im Freundeskreis und in der Branche gibt es viele Überschneidungen und wir reden einfach oft und sehr begeistert über Bücher, sie sind unsere gemeinsame Herzensangelegenheit", erklärt Leucht.
Um ihr beim vorerst letzten Ortswechsel das (Wieder-)Einleben in Frankfurt zu versüßen, schenkten ihr die Hamburger Kollegen vom mareverlag zum Abschied ein Theater-Abo für die Mainmetropole. Leucht ist aber nicht nur eine passionierte, sondern auch eine kritische Theatergängerin. "Ich habe viel ausprobiert. Zweimal bin ich während der Vorstellung gegangen. Dabei ist es eigentlich mein Ehrgeiz, bis zum Ende herauszufinden, ob es noch gut wird oder nicht."
Was sagen Sie zu ...
... Traumberuf?
"In ganz jungen Jahren habe ich von einem schönen Literaturcafé im französischen Stil geträumt – so etwas wäre schon toll!"
... nächstes Ziel?
"Man liest mir alles am Gesicht ab. Deshalb arbeite ich daran, mir etwas mehr ein Pokerface zuzulegen."
... Abkühlung?
"Eine Badewanne voll mit kaltem Wasser. Am Wochenende Ausflüge in den Taunus, ins Freibad oder an den Main, gern mit einem Buch und einem Eis in der Hand."
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Der Börsenblatt Young Excellence Award 2018 und die Teilnahmebedingungen
- Zum fünften Mal vergibt das Börsenblatt in Kooperation mit dem Börsenverein, der Frankfurter Buchmesse, dem mediacampus frankfurt und der future!publish einen Preis für herausragende junge Macher und Macherinnen in der Buchbranche. Der Preis zeichnet exzellente Persönlichkeiten bis höchstens 39 Jahren aus, die in der Branche etwas bewegen – sei es als Mitarbeiter in einer Buchhandlung, im Verlag bei einem Dienstleistungsunternehmen oder als Selbstständige.
- Gefragt sind Leute in Verlagen oder Buchhandlungen oder bei Dienstleistern, die mit eigenständigem Denken und Handeln Spuren hinterlassen, aber noch nicht auf der Top-Führungsebene arbeiten.
- Selbstnominierungen und Vorschläge für Kandidaten sind gleichermaßen willkommen: Vorschläge für den Young Excellence Award können jederzeit per E-Mail an boersenblatt@mvb-online.de eingereicht werden. Stichwort: #yeaward
- Aus allen Vorschlägen wählt die Börsenblatt-Redaktion die Nominierten der Shortlist aus. Jeden Monat stellt das Börsenblatt in der ersten Magazin-Ausgabe und auf boersenblatt.net einen Kandidaten vor.
- In einer öffentlichen Wahl im September ist die gesamte Buchbranche dazu augerufen, auf boersenblatt.net den Preisträger oder die Preisträgerin zu bestimmen. Der Sieger wird zur Frankfurter Buchmesse bekannt gegeben.
Das gibt es zu gewinnen
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- Neben einem E-Paper-Jahresabo des Börsenblatts winkt dem Sieger oder der Siegerin außerdem ein Glaspokal als Trophäe.
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